Ab wann betrügt man überhaupt seinen Partner?
Der eigentliche Betrug ist für mich nicht der Sex mit einer anderen Person, sondern die Tatsache, eine Affäre einzugehen, obwohl man weiß, damit seinen Partner, die Person die man angeblich doch „liebt“ zu verletzen. Wer liebt, sollte meiner Meinung nach im Interesse der geliebten Person handeln. Wenn ich liebe, möchte ich, dass es meiner Liebe gutgeht. Ich freue mich, wenn Menschen, die ich liebe, glücklich sind. Und ich werde wütend, wenn ihnen ein Unrecht geschieht.
Der eigentliche Betrug ist für mich nicht der Sex, sondern der Regelverstoß. Die bewusste Entscheidung des Fremdgängers, damit etwas zu tun, was den Anderen verletzt. Ohne es zu kommunizieren. Das ist feige und selbstsüchtig. Und letzten Endes schafft man damit ein Problem, das eigentlich gar keins ist. Würde man offen darüber reden, dass man im Begriff ist fremdzugehen, würde einem der Großteil der Partner die Entscheidung zum Fremdgehen wahrscheinlich abnehmen und direkt Schluss machen – ohne, dass überhaupt fremdgegangen wurde.
Wenn du es nicht wärst, dann wäre es eine Andere…
Womit wir wieder bei der Lebensweisheit „Wenn du es nicht wärst, dann wäre es eine Andere“ wären – und da gibt es, wenn man mich fragt, zwei Seiten. Ja, wenn du es nicht wärst, wäre es wer anders. Ganz sicher. Denn selbst wenn in einer Beziehung alles stimmt, mag es (der Evolution sei Dank – wir sollen nun mal Gene verteilen, auch wenn wir das während unserer Monogamie-Gelübde gern mal vergessen…) sein, dass wir trotzdem jemand anderes attraktiv finden. Ja sogar Sex mit einer anderen Person haben wollen. Wenn wir uns aber innerhalb einer Beziehung darauf verständigt haben, dass wir monogam sind und keine Affären außerhalb der Partnerschaft haben, man sich aber dennoch für eine Affäre und somit auch dafür, den Partner potenziell zu verletzten, entscheidet, sagt das eine Menge über die Beziehung und den betrügenden Partner aus.
Sich für jemand Anderes zu interessieren, eben nicht mehr non-stop den Partner im Kopf zu haben, ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die rosarote Brille von der Nase gerutscht ist. Das ist okay. Das muss sie irgendwann ja eh, denn kein Mensch ist sein Leben lang verliebt. Ab dem Zeitpunkt, zu dem die rosarote Brille der eher grauen Realität weicht, sollte man sich in einer Beziehung allerdings die Frage stellen, was man wirklich will. Liebt man seinen Partner? Bedeutet dem Partner Treue etwas? Bedeutet einem selbst körperliche Nähe so viel, dass man es dafür in Kauf nimmt, den Partner derartig zu verletzen? Und wenn ja, ist das dann Liebe?
Und trotzdem sollte man sich fragen, ob man die Verantwortung für das eigene Handeln übernehmen will
Für mich liegt die „Schuld“ für das Fremdgehen bei beiden Personen, die eine Affäre miteinander anfangen. Zumindest in dem Sinn, dass beide die Verantwortung für ihr Handeln tragen sollten. Mal angenommen, man hat eine Affäre und es kommt raus, finde ich, dass man als Affäre dazu stehen und genug Mumm haben sollte, um zu sagen „Ja, ich habe mit deinem Freund geschlafen. Es tut mir leid, ich habe mich in ihn verliebt und war zu schwach „Nein“ zu sagen.“ Der kleine, aber feine Unterschied ist für mich jedoch, dass ich als Affäre zwar mit Schuld habe, mich dem Partner gegenüber jedoch nicht „schuldig“ mache.
Einem Menschen, den ich gar nicht kenne, so wie ich damals Julians Freundin nicht kannte, bin ich nichts schuldig. Wer jedoch etwas schuldet, nämlich Ehrlichkeit dem Partner, ist die Person, die in einer Beziehung steckt und betrügt. Das steckt übrigens schon in dem Wort Betrug: „Trug“, ein falsches Spiel. Wer betrügt, der täuscht und macht seinem Partner etwas vor. Er gibt vor etwas zu tun, was er nicht tut. Nämlich sich an Treue zu halten und monogam zu sein. Das mache ich als Affäre nicht. Habe ich solche Regeln nicht ausverhandelt, kann ich sie auch nicht verletzen.
Als Affäre, die den betrogenen Partner nicht mal kennt, macht man dieser Person auch nichts vor
Ich weiß dann zwar trotzdem, dass mein Handeln potenziell jemanden verletzt. Das gilt aber genauso für den Alltag und Kleidung aus Kinderarbeit, Handys, die zu moderner Sklaverei führen und Langstreckenflüge ins Yoga-Ressort auf Bali. Soll heißen: Ja, wir haben alle ein ethisches Gewissen und handeln dennoch nicht zu 100% korrekt. Das ist nicht schön, aber dennoch menschlich. Was dagegen vielleicht weniger menschlich ist, ist das Konstrukt „monogame Beziehung“, an dem die Mehrheit aller Paare immer noch vehement festhält. Wenn es für euch nicht geht, dann sprecht darüber. Wo keine Regeln sind, da gibt es auch keinen Betrug und keine Schuldigen. Vielleicht wäre eine solche Realität dann aber doch zu viel der Wahrheit für unsere romantische Welt.
Ein Partnerangebot der Modern Love School
Treuetest – Ist meine Beziehung sicher vor Affäre oder Seitensprung?
- Du zweifelst an der Treue deines Partners?
- Du willst überprüfen, wie (un)wahrscheinlich Untreue in deiner Beziehung ist?
- Du willst wissen, ob du treu bleiben wirst?
- Du willst testen, ob du oder dein Partner eine emotionale Affäre führen?
Mach diesen mehrstufigen Treuetest, der eure Beziehungsdynamik auf Basis umfangreicher Treue-Studien erfasst.