Früher war man ein Paar oder eben nicht. Punkt. Doch Zeiten ändern sich: Unsere Gast-Bloggerin Carrie von Is it love? nimmt Beziehungsmodelle unter die Lupe
Ich wette, Sie haben schon mal darüber nachgedacht, dem ollen Single-Leben ein Ende zu setzen. Schluss, aus, Ende. Sie suchen sich also einen Partner. Tja, nur so unkompliziert wie „damals“ (um es mal mit den Worten meiner Mutti auszudrücken) scheint es irgendwie nicht mehr zu sein. Damals waren Sie Single oder eben vergeben. Es gab so ein paar wenige Querulanten, die aus der Masse herausstechen wollten und Kommunen gegründet haben, aber im Wesentlichen gab es Single und Paar.
Nun erreichen Sie Aussagen wie „So ein Mingle-Ding wäre für mich optimal!“, und Sie denken sich nur so… Hä?! Hat der einen Sprachfehler und kann kein „S“ aussprechen? Die Antwort ist nein. In der heutigen Liebeszeit werden neue Wörter wie “Mingle” erfunden für die Arten von Beziehungen, die wir mittlerweile so pflegen. Damit Sie nicht den Überblick verlieren, hier eine kleine Zusammenfassung einiger Optionen.
Das Standard-Paar
Lassen Sie uns doch mal mit der wohl geläufigsten aller Beziehungsformen beginnen: Das Paar. Irgendwann kennengelernt, verliebt, zusammengekommen, Monats- und Jahrestage gefeiert, zusammengezogen, Hochzeit, Kind, Haus, Garten, Hund. Beide lieben sich und sind sich sicher, dass keines der untenstehenden Modelle sie so glücklich machen wird wie das hier. Deswegen gehen sie eine Verpflichtung ein, und so gruselig das Wort auch in den Ohren manch einer klingen mag, die Menschen, die „Paar“ sein wollen, lieben es. Es erfüllt sie, jemanden an ihrer Seite zu haben, auf den sie sich verlassen können, der mit ihnen Freude und Leid teilt, der sie liebt und verehrt und ihnen immer wieder das Gefühl gibt, der tollste Mensch auf Erden zu sein.
Das Standard-Paar als solches eignet sich gerne Marotten an, wie zum Beispiel das Verschmelzen zu einer Person (auch genannt „Wir“) oder auch der spontane Verlust des Erinnerungsvermögens, wenn es um die ursprünglich zugewiesenen Vornamen geht. Was so einfach und nach pausenlosen rosa Wolken klingt, sollte allerdings keineswegs unterschätzt werden. Ein Standard-Paar zu sein, vor allem eins, das sich dauerhaft lieb hat, erfordert einiges mehr als nur pure Anwesenheit. Da dürfen beide wachsam sein, und bereit, Arbeit reinzustecken wenn es Arbeit reinzustecken gibt. Dann läuft‘s.
Herzschmerz-Risiko: ♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Sarah Jessica Parker und Matthew Broderick
Nicht geeignet für: Polygamisten /-innen
Fernbeziehung
Stundenlange Telefonate, Skype-Anrufe, Sehnsuchts-SMS, Liebesbriefe, leidenschaftlicher Sex, tränenreiche Abschiedsszenen, Eifersuchtsdramen… Die Zutatenliste einer Fernbeziehung scheint endlos. Im Grunde unterscheidet sie nichts von einer ganz normalen Beziehung, nur eben, dass man sich die meiste Zeit nicht sehen kann. Die Liebe fällt eben hin, wo sie nunmal hinfällt, und so passiert es auch, dass wir uns in einen Menschen verlieben, der so weit von uns weg wohnt, dass wir ihn nicht immer dann um uns haben können wenn wir es wollen.
Das hat natürlich alles seine Vor- und Nachteile. Während „normale“ Paare oft recht schnell in eine Art Alltagstrott verfallen, in dem man eben immer das Gleiche macht, weil man es eben immer so macht, ist das Fernbeziehungs-Paar mehr darauf fokussiert, die Zeit, die sie schlussendlich miteinander verbringen können, so schön und abwechslungsreich wie möglich zu verbringen. Da gibt es natürlich auch einiges nachzuholen. Je nachdem, was man für ein Typ Mensch ist, genießt man die Freiheit, die einem eine Fernbeziehung bietet, vielleicht auch.
Und dann steht da auf der anderen Seite eben auch noch das doch nicht unbeachtliche Herzschmerz-Potential. Der Partner wird vermisst, und oft heftig „beeifersüchtelt“. Wer ist diese neue Kollegin / dieser neue Kollege mit der/dem da in letzter Zeit so gerne Squash gespielt wird?
Fernbeziehungen funktionieren nur unter zwei Voraussetzungen:
1. Die Zeit, in der man voneinander getrennt ist, ist irgendwie begrenzt, und
2. Beide sind zu jeder Zeit ein offenes Buch und lassen den Partner so am eigenen Leben teilhaben, als wäre man immer beieinander.
Sonst wird’s auf Dauer wohl eher anstrengend als schön.
Herzschmerz-Risiko: ♥♥♥♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Lena Gercke & Sami Khedira
Nicht geeignet für: Sehr nähebedürftige und eifersüchtige Menschen
Offene Beziehung
Monogam zu leben scheint immer mehr Menschen ein Dorn im Auge zu sein. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, doch ich höre immer häufiger von fiesen Betrügereien in Partnerschaften. Gleichzeitig lese ich auch auf diversen Online-Dating Profilen immer öfters, dass Menschen in einer offenen Beziehung leben. Optimaler Weise sollte sich „offen“ so definieren, dass hier zwei Menschen aufeinander treffen, die sich zwar lieben, aber nicht monogam leben wollen, und so dem jeweils anderen eingestehen, weitere Partner auf sexueller Ebene haben zu dürfen, so lange das Herz zu Hause bleibt.
Und dann treffen Sie diesen Menschen, der in einer offenen Beziehung lebt, der Ihnen eindeutige Angebote macht, und fragen ihn, ob sein Partner / seine Partnerin denn auch von dieser offenen Beziehung in Kenntnis gesetzt sei. Und dann wird es spannend, denn dann scheiden sich die Teams. Team A (wie Aufrichtig) sagt so was wie „Ja, meine Frau / mein Mann sitzt da drüben, wir gehen damit ganz offen um, sie/er hat mir sogar vorgeschlagen, Sie anzusprechen!“ und Team B (wie Bescheisserlein) kommt ins Stottern und faselt irgendwas von „Ja, öhm, also…ich hab‘s ihm/ihr schon mal gesagt aber sie will nicht mit anderen und ich aber schon…“.
Meine Damen und Herren… offene Beziehung schön und gut, aber dann dürfen gerne beide Partner gleichermaßen damit im Reinen sein. Denn „offene Beziehung“ ist keine Wortneuschöpfung für „ich gehe fremd und muss mich nicht dafür rechtfertigen“.
Herzschmerz-Risiko: ♥♥♥♥♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Will Smith und Jada Pinkett Smith (Gerüchteküche!)
Nicht geeignet für: Die, die einen Partner für sich ganz allein haben wollen.
Jung und alt
Wissen Sie, das Thema „jung und alt“ ist ja schon ziemlich lange zugegen. Zumindest die Paarung alter Mann (pardon) und junges Fräulein. Der gute alte Mörtl Lugner, ausgestattet mit seinen Spatzis, Mausis und Bambis, ist wohl neben unserem Playboy-Opa Hugh Hefner der Vorreiter in Sachen Beziehungen mit reichlich Jahren zwischen beiden Geschlechtern. Das Schema „alter Mann und junge Frau“ wird zwar oft belächelt und mit den Worten „Bestimmt hat er einen Haufen Kohle“ abgestempelt, trotzdem aber wird die Paarung weitestgehend geduldet und von anderen Männern sogar oft neidisch und doch voller Ehrfurcht beglückwünscht. Sugardaddys nennt man diese Männer, auch wenn die solariumgebräunte und oft schon deutlich runzlige Haut relativ wenig mit Sugar zu tun hat. Auch wenn es meist nur ein paar wenige Jahre sind, ist doch der Mann meist der ältere im Paar.
Wenn die Frau mal mit einem Jüngeren ankommt, sorgt das für deutlich mehr Gesprächsstoff. Ist er nur ein bisschen jünger, macht das Umfeld sich Gedanken, ob er denn überhaupt rein mental schon reif genug für sie ist. Ist er deutlich jünger als seine Partnerin startet der Aufschrei. Die muss schon ziemlich frustriert sein, diese Frau (die man im Fachjargon übrigens „Cougar“ oder auch Puma nennt), die sich einfach so ganz ungeniert einen jungen, knackigen Bub ins Bett zieht. Auch hier ist Neid zugegen, nur wird die Konstellation von anderen Frauen weniger beglückwünscht sondern eher belästert.
Herzschmerz-Risiko: ♥♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Vivienne Westwood & Andreas Kronthaler (25 Jahre) bzw. Flavio Briatore & Elisabetta Gregoraci (30 Jahre)
Nicht geeignet für: All diejenigen, die sehr viel auf die Meinung anderer geben.
One-Night-Stand
Die wohl vom Prinzip her unkomplizierteste aller Beziehungsarten ist der One-Night-Stand, einfach und alleine deswegen, weil Dauer und Zweck der Paarung zuvor bekannt sind. Sie wissen, auf was Sie sich einlassen. Zufälliges Treffen, kurzes Kennenlernen, gegenseitiges Heiß-Finden, Sex-Bedürfnis, kurzes Abklären der Lokalität (auch bekannt als „Zu mir oder zu dir?“) und der Spaß kann losgehen. Ein freundlicher One-Night-Stand-Gastgeber bietet am darauffolgenden Morgen zur Stärkung noch eine Tasse Kaffee und eine Schüssel Müsli an, und jeder geht anschließend befriedigt seiner Wege. Nummern werden keine ausgetauscht, wozu auch, es ist schließlich, wie der Name schon sagt, ein Tête à Tête für nur eine Nacht, sonst wäre es ja ein Two-Night oder gar ein Multiple-Night-Stand (weitere Infos hierzu entnehmen Sie bitte dem Beziehungsmodell „Mingle“).
Die Qualität solcher One-Night-Stands variiert vom Level „kann mich nicht mehr erinnern“ über „das hätte ich mir sparen können“ (dann gibt’s auch meist keinen Kaffee) bis hin zu Höhen wie „davon werde ich noch meinen Enkeln erzählen“. Wer regelmäßig einnächtige Bettgeschichten pflegt, beißt rein statistisch gesehen bei x von vielen Malen auch mal in einen fauligen Apfel, aber das Risiko geht man eben ein, wenn man Äpfel sehr gern und häufig isst. Sie verstehen schon.
Profi-Tipp: Dieses Experiment lieber nicht mit verliebbarem Material durchführen – das kann ganz schön schief gehen.
Herzschmerz-Risiko: ♥♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Bachelor Oliver Sanne (nur EINEN… natürlich)
Nicht geeignet für: Vertreter des Grundsatzes: kein Sex vor dem 17. Date
Mingle
Auch das Liebesleben braucht neue Trends. So schwirrt nun schon seit einiger Zeit der Begriff „Mingle“ durchs Netz. Sie runzeln die Stirn. Was soll das sein? Ganz einfach: Ein Mingle (Wortschöpfung aus “mixed” und “Single”) ist irgendwie ein Single, irgendwie aber auch nicht. Irgendwie ist es auch eine Beziehung, aber keine richtige. Der Begriff „Friends with Benefits“ umschreibt das Mingle-Leben schon ganz gut, also Aktivitäten, die eher unterhalb der Gürtellinie stattfinden… Sie verstehen schon. Sex! Allerdings geht eine Mingle-Beziehung darüber auch noch etwas hinaus. Zum Mingle-Sein gehört kuscheln auf dem Sofa, gemeinsam kochen, sich von seinem Tag erzählen, beieinander übernachten, eventuell sogar Ausgehen und natürlich Sex. Klingt wie eine Beziehung – ist aber keine. Den Verpflichtungen…. puh… wer will so was schon?
Das Mingle-Leben bietet somit ein beziehungsartiges Umfeld ohne Verpflichtungen, ideal für Menschen, die sich nicht fest binden wollen und trotzdem Nähe, Zuneigung und viel Spaß suchen. Aber Obacht: Leider ist meist nur einer der beiden Teile eines Mingle-Paares absichtlich in dieser Rolle. Der andere geht eine Mingle-Beziehung oft nur ein, weil der andere keine feste Bindung will. Also immer schön brav aufs Herzchen aufpassen bitte!
Herzschmerz-Risiko: ♥♥♥ von 5 Herzen
Prominente Vorbilder: Mila Kunis & Justin Timberlake (zumindest im Film)
Nicht geeignet für: Verliebte
… und so geht die Liste weiter und weiter.
Das Gute ist: Mittlerweile ist wirklich für jeden ein passendes Modell dabei. Niemand muss sich mehr in von der Gesellschaft vorgegebene Beziehungsmodelle pressen, nur um nicht negativ aufzufallen. Es scheint sogar ein bisschen hip zu sein, keine 0815-Beziehungen zu führen – viel zu wenig Drama. Das Schlechte ist: Es wird ein bisschen herausfordernder, einen Menschen zu finden, der das will was man selbst will, weil irgendwie alle etwas anderes wollen. Und wissen Sie überhaupt was Sie wollen? Bei einer solch großen Auswahl kann es schon mal schwer fallen, sich zu entscheiden. Durchatmen. Das wird schon.
Im Grunde wollen wir doch alle nur eines: Einen (oder mehrere) Menschen an unserer Seite, die uns (ob nun für eine Nacht, ein paar Jahre oder ein ganzes Leben) das Gefühl geben, ein toller Mensch zu sein. Und jeder findet eben seinen ganz eigenen Weg, das zu bekommen.