An der Beziehung auch noch arbeiten? Was nach Stress klingt, ist gut investierte Mühe, weiß beziehungsweise-Autorin Simone Deckner. Denn ohne persönliche Hege und Pflege droht auch die größte Liebe irgendwann einzugehen
„Hauptsache, wir lieben uns!“
„Zwei die sich lieben, kriegen alles hin!“
Solche Sätze fallen häufig, wenn es um die Frage geht: Wie gelingt eine glückliche Beziehung? Dahinter steckt die (zugegeben: verlockende) Vorstellung, dass man einander nur aufrichtig lieben muss, dann laufe in der Beziehung schon alles wie geschmiert.
Sorry, dass ich hier jetzt direkt die Spaßbremse sein muss, aber: Liebe als Selbstläufer? Hauptsache mit Herz dabei, der Rest ergibt sich? Das funktioniert leider nur bei Hollywood-Romanzen, Groschenromanen und Märchen. Die enden ja bekanntlich immer dann, wenn Zwei zueinandergefunden haben: … und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.
Anfangs ist es immer leicht, aber Liebe ist kein Selbstläufer
Jeder, der schon einmal eine längere Beziehung hatte, weiß jedoch: Der Auftakt ist zumeist ein Selbstgänger. Verliebte haben keine Probleme, sie haben ja sich! Interessant wird es erst dann, wenn Paare länger zusammen sind. Wenn die rosarote Brille abgelegt ist und der graue Alltag einkehrt. Mit so schnöden Stressfaktoren wie dreckigem Geschirr, Überstunden und der Frage, ob es okay ist, 200 Euro für einen Kerzenhalter auszugeben, den nur eine(r) so richtig super findet.
Wenn allmählich klar wird: Der Andere ist doch auch nur ein Mensch und kein gottähnliches Wesen. Er hat Schwächen und Macken und weigert sich meist frecherweise dem Idealbild zu entsprechen, dass wir auf ihn projiziert haben.
Spätestens dann ist es an der Zeit, sich einzugestehen: Mit Liebe allein ist es hier nicht getan, es muss mehr passieren: Beziehungsarbeit lautet das Stichwort. In der Tat: Es gibt wahrlich attraktivere Wortschöpfungen, spontan fallen mir 1500 ein, aber man sollte sich nicht durch die Unsexyness des Begriffs abschrecken lassen.