Ein außergewöhnliches Modell, um das es im Roman “Freunde fürs Lieben” geht. Wir haben die Autorin zum Interview getroffen und genau nachgefragt
Felicitas Pommerening (geb. 1982), promovierte Medienwissenschaftlerin und Autorin, stellt in diesem wunderbar leichten Roman die Frage nach Beziehungsmodellen jenseits des Common Sense. Maries langsamer, zäher Prozess der Selbstfindung, der immer auch ein Prozess der Selbstvergewisserung ist, führt uns exemplarisch vor Augen, dass uns vorgefertigte Konzepte und Modelle von Beziehungen und Freundschaft viele Entscheidungen erleichtern mögen, es schlussendlich aber immer auf den Ruf unseres Herzens ankommt. Die mühsam errungenen Freiheiten des letzten Jahrhunderts bedeuten zugleich ein exponentielles Wachstum von Entscheidungssituationen. Doch jede Entscheidung stellt, das zeigt dieser Roman, auch eine Chance dar.
Liebe Felicitas Pommerening, hat das klassische Familienmodell „Vater, Mutter, zwei Kinder“ ausgedient?
Nein, auf keinen Fall! Viele Menschen sind mit diesem Modell ja nach wie vor sehr glücklich. Ich selber zum Beispiel! Aber ich denke, die Menschen haben jetzt die Freiheit und die Möglichkeit, auch andere Wege zu gehen – und da wären wir doch dumm, nicht darüber nachzudenken… Vor allem: Dass nicht ein Modell für jeden das Richtige sein kann, erscheint mir einfach logisch. Jeder Mensch ist anders, kein Paar ist wie das nächste – und keine Familie funktioniert in jeder Hinsicht gleich.
Zumindest am Anfang erinnert Fin ein wenig an Peter Pan: Spaßorientiert, nicht willens, sich zu binden und Verantwortung zu übernehmen. Hatten Sie beim Schreiben ein reales Vorbild für seine Figur?
Ich kenne auf jeden Fall Männer, die ihm ähnlich sind – sonst hätte das Thema mich auch nicht so fasziniert. Das sind übrigens sehr sympathische Männer – so wie Fin auch -, keine Loser, die in der Entwicklung stehengeblieben sind und auch keine rücksichtslosen Womanizer… Deswegen ist es auch so leicht, sich in sie zu verlieben!
Sind Singlefrauen 30+ im Jahr 2015 anders als noch – sagen wir – in den 80er und 90er Jahren?
Ja, das glaube ich. Heutzutage hat man ja ganz andere Möglichkeiten, zueinander zu finden. Und auch ganz andere Freiheiten, dann das Zusammensein zu gestalten. Man kann die Singles daher weniger über einen Kamm scheren als früher – wenn man es denn je konnte. Dass jede Singlefrau über 30 händeringend einen Ehemann und potentiellen Vater sucht, halte ich auf jeden Fall für Quatsch.
Glauben Sie persönlich an die nicht-platonische Freundschaft ohne (Liebes)Beziehung?
Ja. Wenn man eine entsprechende Einstellung zum Sex mitbringt, klar. Wichtig ist natürlich, dass beide das genauso sehen. Daran scheitert es wohl meistens. Einer von beiden verliebt sich irgendwann eben doch und dann wird es schwierig. In meinem Umfeld waren das übrigens nicht immer die Frauen – so wird das ja oft dargestellt. Auch die Männer verlieben sich manchmal in ihren “friend with benefits”. Dann funktioniert das Modell natürlich sofort nicht mehr. Daher würde ich tatsächlich abschwächen und sagen: Langfristig macht es glaube ich nicht glücklich. Aber wer weiß… Vielleicht habe ich bisher nur keine entsprechenden, glücklichen Paare kennengelernt. Vorstellen kann ich mir Vieles! Deswegen bin ich ja Geschichtenerzählerin…