Backup-Partner: Hast du dich auch in Sachen Liebe “abgesichert”?

Viele Menschen haben eine*n Backup-Partner*in, eine Person, mit der es aus verschiedenen Gründen nie richtig geklappt hat, an der man trotzdem weiter festhält. Was das bedeutet erklärt unsere Autorin.

Ein eindrucksvolles Ergebnis. Aber wir sollten uns nicht vorschnell entromantisieren lassen. Denn: Ob das Ergebnis auf ältere Erwachsene übertragen werden kann, muss erst einmal noch offenbleiben. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer*innen lag bei knapp 21 Jahren. Ein Alter, in dem auch ernsthaftere Beziehungen gewöhnlich nicht auf Dauer Bestand haben. Ist es doch eine Phase des Lebens, in der man sich zunächst vorsichtig herantastet an das Konzept des „Miteinander-das-Leben-teilen“. In dieser Findungszeit ist es eine nachvollziehbare Taktik (und eine, die von Unsicherheit zeugt), nicht alle Eisen gleichzeitig ins Feuer zu werfen. Auch müsste überprüft werden, ob Männer tatsächlich in ähnlich starker Weise sich eine Plan-B-Partnerin warmhalten, denn in der vorliegenden Studie waren sie deutlich unterrepräsentiert (27,5 Prozent). 

Joker im Ärmel  

Anderseits, folgt man einigen Erklärungsversuchen für dieses Verhalten, dass gerade Frauen einen solchen Rückhalt als Notfallkarte in der Tasche brauchen, um, für den Fall, dass die Beziehung mit ihrem aktuellen Partner in die Brüche gehen sollte, nicht alleine da zu stehen, könnte sich diese Strategie mit dem Älterwerden als noch brauchbarer erweisen als mit Anfang 20. Gerade mit Kinderwunsch oder gar Kindern, auch wenn es emanzipatorisch ein äußerst schlechtes aber leider realistisches Licht auf unsere Gesellschaft wirft, scheint es keine schlechte Idee zu sein, sich abzusichern. Es ist eine Art Risikodiversifizierung nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern den einen oder anderen Joker im Ärmel zu behalten.  

Wer ist dieser Backup-Partner?

Bei Backup-Partnern handelt es sich fast immer um frühere beste Freunde, Schulbekanntschaften, Kumpel oder auch Ex-Partner*innen und alte Liebschaften. Man kennt sich und versteht sich. Gemeinsamkeiten gibt es viele, die emotionale Verbundenheit ist groß, die Verbindung verlässlich. Eigentlich hätte irgendwie immer so etwas wie eine Liebesbeziehung entstehen können oder ist sogar entstanden. Am Ende aber ist letztere oft an den Umständen (Schulwechsel, neuer Job, anderer Wohnort, falsches Timing) gescheitert.

Man bleibt über Jahre verbunden und mehr als bei anderen alten Freunden verlässt einen nie das Gefühl, dass es diese eine Möglichkeit noch gäbe. Man könnte, wenn man könnte. Oder wenn man wollte. Genau hier ist der Knackpunkt. Warum hat es denn nie ganz richtig geklappt, wenn es doch eigentlich das Potential gab und vermeintlich noch gibt? Lag es wirklich an den Umständen, dass es nie zu mehr gereicht hat? Hätte es tatsächlich funktioniert und würde jetzt (oder in Zukunft) funktionieren, wenn die Umstände es zuließen? Und wie ist das mit dem Wollen? Heißt es nicht, dass alles geht, wenn man nur will?  

Phantastisch und ideal 

Irgendetwas scheint uns davon abzuhalten, diese potentielle Beziehung dauerhaft in die Realität umzusetzen. Und es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür: Mit nichts lebt es sich leichter als mit der Phantasie.  

Wir brauchen sie als inneren Ausweg, um die Unwägbarkeiten des Lebens zu ertragen. Es fällt uns leichter, schwierige Zeiten, Streitereien mit dem Partner oder Trennungen zu meistern, wenn wir wissen, es gibt Licht am Ende des Tunnels. Eine Hoffnung darauf, dass alles gut wird. Ein Backup auf das man zurückgreifen, auf das man sich (im Ernstfall) verlassen kann. Es ist eine Art Sicherungskopie des idealen Partners in unserem Herzen.  

Gerade dadurch, dass dieses Backup nie (oder nie dauerhaft) zum Einsatz kam, also es eine Vorstellung geblieben ist, ließ es sich nicht auf Tauglichkeit in der Realität überprüfen. Damit wird es der Stoff unserer Träume, eine Idealisierung. 


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