Warum wir uns dazu entschieden haben, eine offene Beziehung zu führen

Eine feste Partnerschaft funktioniert nur monogam. Oder nicht? Den Begriff “offene Beziehungen” hört man inzwischen immer häufiger und diese Beziehungsform wird für viele Paare zur echten Alternative. Unsere Autorin Nadine Primo lebt selbst in einer offenen Beziehung und spricht hier von ihren Erfahrungen

Natürlich hatten wir Regeln und haben sie auch immer noch  

Eins war klar: Niemand aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis. Lediglich einmalige Dates pro Person, denn wir wollten das Risiko minimieren durch wiederholende Treffen zu viel Nähe aufzubauen. Die Regel gibt es übrigens nicht mehr und im Nachhinein betrachtet war es auch nur eine Illusion von Sicherheit, aber scheinbar hatten wir die am Anfang noch gebraucht. Was völlig okay ist, denn jedes Paar sollte sich so viel gemeinsamen privaten Raum zugestehen, damit gerade zu Beginn der offenen Beziehung eine Vertrauensbasis entstehen kann. Denn wenn mein Partner oder meine Partnerin mir immer wieder zeigt, wie sehr sie/er meine bzw. unsere Grenzen als Paar achtet, umso sicherer und respektierter kann ich mich letztlich fühlen. Darüber hinaus war uns unsere Privatsphäre als Paar sehr wichtig und so entschieden wir uns anfangs ebenso dazu, Dritte nur dann zu treffen, wenn wir unabhängig voneinander unterwegs waren, z.B. auf Reisen. Nicht zu vergessen, dass jeder von uns ein Veto-Recht hat.

Jeder hat ein Veto-Recht. Egal was ist!

Schließlich gibt es manchmal Tage, an denen geht es einem einfach scheiße und dann braucht man Nähe und die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Partners – vielleicht auch einfach nur Mitgefühl. Oder die Wahl der Liebschaft des Partners/der Partnerin bereitet einem Bauchschmerzen… warum auch immer?! Es gibt sie einfach, diese Gründe, die dagegensprechen, und die man in dem Moment selbst vielleicht einfach noch nicht kommunizieren kann… Das Veto-Recht ist also eine schöne Art von Sicherheit.

Meine Erfahrung zeigt: Grübeln bringt nichts – außer Kopfschmerzen.

Mittlerweile hat sich das geändert. Affären sind erlaubt, Treffen während wir beide in der Gegend sind, auch. Woran das liegt? Nun ja, Zeit schafft Vertrauen. Auch wenn es anfänglich echt unangenehm sein kann, zu wissen, dass dein*e Freund*in gerade Spaß hat – aber nicht mit dir. Mit dir liegt er oder sie nicht im Bett und turnt durch die Laken, mit dir hat weder er noch sie gerade diesen bestimmt superkrassen Orgasmus. Er ist bestimmt total stark und bringt sie zum Lachen. Sie modelt bestimmt hauptberuflich und ihr intelligenter Charme bringt ihn auf jeden Fall um den Verstand. Die Gedanken sind doch immer die gleichen: Ein Wust von Unsicherheiten, die man der Gespielin oder dem Stecher des/r Geliebten in der eigenen Fantasie auf den Leib projiziert.


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