Alles auf die Zwölf!

Doch wie übersteht man nun diese kritische Phase der ersten zwölf Monate? Was machen die glücklichen 40 Prozent-Paare richtiger als der große Rest? Zunächst einmal: Sie haben durchgehalten. Erst die turbulente Zeit der Verliebtheit: die schönen Gefühle, die Euphorie, der wolkenweiche Glücksrausch − das alles gab es in den ersten Wochen gratis. Nach dieser ersten Hitzeperiode folgt die Abkühlung. Sobald das Verliebtheitsgefühl schwindet, setzt der Realitätssinn wieder ein. Die Unterschiede zwischen den Partnern fallen deutlicher auf. Er erzählt peinliche Witze, sobald er Bier trinkt? Sie liest die ganze Menükarte laut vor, bevor sie im Restaurant ein Essen bestellt? Plötzlich nimmt man Eigenschaften und Verhaltensmuster wahr, die man vorher nicht sehen wollte. Man lernt die Vorgeschichte des anderen kennen, die Familie, die Freunde und all die heimlichen Laster. Ab jetzt wird es anstrengend. Man muss sich Mühe geben, um mit den Marotten des anderen klarzukommen und den ganz gewöhnlichen Alltag zu überleben. In dieser Phase beginnt das Verhandeln, man trifft Absprachen und zieht Grenzen. Während man in den ersten Wochen zu einer klebrigen Zweisamkeit verschmolzen war, besinnt man sich jetzt wieder auf das eigene Ich. Viele steigen an diesem Punkt aus, ohne jemals zu erfahren, welches Potential diese Beziehung gehabt hätte.

Die ersten zwölf Monate sind die kritische Phase

Wer glückliche Langzeit-Paare nach ihrem Erfolgsgeheimnis befragt, wird feststellen, dass immer die gleichen Eigenschaften genannt werden: Geduld, Toleranz und der große Wille zum Durchhalten. Beim Zusammenwachsen helfen die Gemeinsamkeiten zwischen der Verliebtheit und der Liebe: die starke Zuneigung, die Zärtlichkeit, die Freude über das Zusammensein. Zwar treten Herzklopfen, Kribbeln und Sehnsucht weniger intensiv auf als vorher, dennoch lernt der Körper, die Gefühle der Nähe und Verbundenheit genau mit diesem Menschen zu assoziieren. Die anfängliche Aufregung verwandelt sich in tiefe, ruhigere Gefühle. Für zwölf Monate oder 20 Jahre. Wenn man will.


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