Er sagt: „Das macht Nora gerade aus, dass sie, im Gegensatz zu vielen anderen Frauen, genau weiß, was sie will. Dass sie keine großen Reden schwingt, sondern einfach handelt, mit der Betonung auf „einfach“. Kompliziertheit und Umständlichkeiten mag sie nicht, weder in der Sprache noch im Handeln. Mit Nora muss man keine intensiven Beziehungsgespräche führen, wir fanden und finden das beide anstrengend. Ich gebe ihr Recht, ich sehe die Liebe wie sie: Entweder es läuft – oder es läuft nicht. Ist die Luft raus, ist die Luft raus. Hier geht es aber eben nicht um die Luft. Hier geht es darum, einen Kompromiss zu finden, damit wir an diesem Punkt unseres Ehelebens, an dem wir zum ersten Mal verschiedene Meinungen haben, nicht scheitern.
Ich erteile weder unserer Partnerschaft eine Absage, noch unserem Zuhause
Das wirft mir Nora auch vor, dass wir unser offizielles Zuhause verlieren, wenn wir getrennte Wohnungen haben und von einem Zuhause in das andere switchen. Und es sind nicht allein persönliche Gründe, die sie anführt, um meine Idee für verrückt zu erklären. Nora findet es dekadent, dass wir über zwei Wohnungen verfügen können, in der die Mieten steigen und die Leute häufig schon heilfroh sind, überhaupt eine einzige Mini-Wohnung zu haben. Nora ist ausgesprochen sozial. Alles gut, dennoch plädiere ich dafür, dass Nora sich doch in dieser Phase ihres Lebens, unseres Lebens, für das Spiel mit neuen Perspektiven öffnet. Wir können es doch zumindest probieren.“
Diese Option lässt Nora durch die Decke gehen
Es ausprobieren, wie soll das gehen, sagt sie wütend. Eine Wohnung in der Stadt suchen, sie einrichten, dann das Modell mit dem Switchen testen, um später festzustellen, dass diese alternative Wohnform einen doch nicht glücklicher werden lässt? Im Gegenteil, was ist, wenn es einen oder beide sogar ins Unglück stürzt?
Nora: „Vielleicht ist Thomas nach drei Monaten komplett genervt von der Herumgurkerei, vielleicht nervt ihn auch, dass er etwas sucht, was im Haus gerade nicht zu Hand ist. Ein bestimmtes Buch zum Beispiel, weil es in der Stadtwohnung liegt. Ich glaube, Thomas ahnt nicht, was auf ihn zukommt, wenn wir sein Projekt durchziehen. Er hat sich verrannt. Obwohl er auf dem Zettel hat, dass ich nichts von Psycho-Gesprächen halte, hat er mich neulich tatsächlich vorsichtig gefragt, ob wir uns mit einer Mediatorin unterhalten wollen. Er hätte von einer gehört, die exzellent sein soll. Nee, vielen Dank, habe ich gesagt. Wenn wir unsere Ehe jetzt darauf bauen, dass wir alles anders machen, Wohn-Experimente, Psycho-Gespräche, keine Ahnung, was da noch kommt, Partnertausch vielleicht, dann bin ich raus.
Ich kann mich nur wiederholen: keine getrennten Wohnungen!
Diese Auseinandersetzung geht von unterschiedlichen Voraussetzungen aus. Es stehen sich nicht zwei Parteien gegenüber, die sich im Hier und Jetzt einigen müssen. Thomas und ich, wir hatten einen Deal, als wir ins Reihenhaus gezogen sind. Nämlich, dass wir dort wohnen bleiben, bis wir durch sind mit der Kindererziehung und Kinderversorgung. Bis wir die Rutsche und das Klettergerüst abbauen können, bis der Garten vielleicht noch von unseren Jungs zum Grillen benutzt wird. Und dann Schluss. Dann reicht uns ein schöner Balkon. Ich grille auch gern und ich sitze auch gern im Grünen, doch das ist nicht meine Priorität. Mein Angang an die Problematik: Ich setze auf Zeit.
Thomas wird sich an den Gedanken gewöhnen, dass wir umziehen und zwar nicht in getrennte Wohnungen, sondern zusammen. Ich verlasse mich auf Thomas. Das ist jetzt eine echt harte Zeit für uns, eine Bewährungsprobe. Worauf ich Wert lege: Es ist kein Machtspiel. Wir hatten das alles vor 20 Jahren geklärt. Ich bin fast sicher: Unsere Ehe hält das aus, dass Thomas sich aktuell an nichts mehr erinnert oder das anders gesagt haben will, ich sehe das sogar mit einem gewissen Humor, was er für einen Eiertanz aufführt. Ich will Thomas nicht unterbuttern, ich liebe ihn, und ich achte ihn, doch ich sitze am längeren Hebel. Und er liebt mich, und er achtet mich. Warten wir ab.“