Vor ein paar Tagen fiel unserer Autorin Jana Seelig das Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry in die Hände. Ein Zitat ließ sie auch lange nach dem Lesen des Werks nicht los. Welches das ist, und inwiefern es sie zum Nachdenken über ihre eigene Beziehung angeregt hat, verrät sie in ihrer neuen Kolumne
»Wenn ich euch alle diese Einzelheiten über den Asteroid B 612 erzähle und euch seine Nummer verrate, geschieht dies der großen Leute wegen. Die großen Leute lieben nämlich Zahlen. Wenn ihr euch über einen neuen Freund unterhaltet, wollen sie nie das Wesentliche wissen. Sie fragen dich nie: „Wie ist der Klang seiner Stimme? Welche Spiele liebt er am meisten? Sammelt er Schmetterlinge?“ Sie wollen lieber wissen: „Wie alt ist er? Wie viele Brüder hat er? Wie viel wiegt er? Wie viel verdient sein Vater?“ Erst dann werden sie glauben, ihn zu kennen. Und wenn ihr den großen Leuten erzählt: „Ich habe ein sehr schönes Haus mit roten Ziegeln gesehen, mit Geranien vor den Fenstern und Tauben auf dem Dach …“ werden sie sich das Haus nicht vorstellen können. Ihr müsst vielmehr sagen: „Ich habe ein Haus gesehen, das hunderttausend Franken wert ist.“ Dann kreischen sie gleich: „Oh, wie schön!“«
Es war genau dieser Satz aus Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“, der mich kürzlich ins Stolpern brachte. Ich war noch nie ein Fan von Smalltak. Den, bei dem einer fragt, wie es dem anderen geht, und der antwortet darauf, dass es ihm gut geht, obwohl doch beide wissen, dass es knallhart gelogen ist. Den, bei dem man fragt, wie es im Job läuft, weil man das halt so macht, und bei dem man als der, der gefragt wird, nicht offen zugeben kann, dass der Chef und die Kollegen furchtbar sind und man am liebsten alles hinschmeißen würde, wäre man nicht auf das Geld angewiesen. Den, bei dem man merkt, dass das Gegenüber am liebsten sofort die Flucht ergreifen würde, wenn man ehrlich antwortet, dass gerade alles irgendwie blöd ist und nicht mit irgendeiner Floskel, die man in einem solchen Moment eigentlich sagen müsste. Und eben auf den, bei dem der Gesprächspartner nicht nach den wesentlichen Dingen fragt, wenn es um einen neuen Partner geht, sondern nur die Dinge abhakt, die in Bezug auf eine Beziehung eher nichtig sind. Wie in etwa, wie alt er ist, was er von Beruf macht oder wo man sich kennengelernt hat. Es ist doch so, dass die wenigsten auf diese Frage mit einer romantischen Geschichte antworten können, weil es entweder im Büro war, im Internet, oder über gemeinsame Bekannte.
Und trotzdem erwische ich mich selbst dabei, wie ich genau die gleichen belanglosen Fragen stelle, wenn ich mit meinem Gegenüber über Beziehungen spreche. Vermutlich aus purer Gewohnheit.