Die Zeit heilt alle Wunden, heißt es. Aber tut sie das wirklich? Vermutlich jeder von uns musste schon einmal die Erfahrung machen, dass eine emotionale Verletzung aus der Vergangenheit auch noch in der Gegenwart Schmerzen verursachte – und eben nicht einfach so, von heute auf morgen, verschwunden ist. Man sollte also lieber nicht nur auf die Zeit und das Vergessen setzen, sondern auch selbst aktiv werden, um den emotionalen Heilungsprozess zu unterstützen.
Wie das funktionieren kann, wird im folgenden 5-Schritte-Programm näher beschrieben:
1. Erste Hilfe: Trigger identifizieren
Emotionale Verletzungen tun weh, keine Frage. Das Fieseste an ihnen ist aber ihr langes Nachwirken. Das schmerzhafte Erlebnis, das zur Verletzung führte, ist längst Vergangenheit – trotzdem verfolgt uns der Schmerz bis in die Gegenwart. Und ähnelt dabei oft bis ins Detail jenem von „damals“. Das liegt daran, dass er in uns abgespeichert wurde und durch bestimmte Trigger gewissermaßen wieder an die Oberfläche gespült wird. Gemeint sind Reize aus unserer Umwelt (so genannte Stimuli), die unser emotionales Gedächtnis in Windeseile aktivieren. Dann kann z.B. ein Foto vom Ex längst überwunden geglaubte schmerzhafte Gefühle aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken. Oder eine schnippische Bemerkung der besten Freundin, ein Jahrestag oder die Begegnung mit einer Person, die jemandem sehr ähnlich sieht, den wir so sehr vermissen …
Bei emotionalen Verletzungen ist es hilfreich, seine persönlichen Trigger zu kennen und – wenn möglich – zu kontrollieren. Das nennt man dann etwas sperrig Stimuluskontrolle. Natürlich könnten Sie auch gleich versuchen, sich abzuhärten, indem Sie z.B. dreimal pro Woche das Lieblingsrestaurant Ihres Ex-Partners aufsuchen. Vielleicht würden Sie sich durch diese „Überflutung“ an den Schmerz gewöhnen. Sie können es aber auch bleiben lassen, zumindest in der akuten Verletzungsphase!
In die Kategorie Stimuluskontrolle fallen übrigens auch altbekannte Tipps wie „Nummer löschen“, „Fotos verbrennen“ oder „Partys nicht aufsuchen, bei denen er aufkreuzen könnte“.
2. Wie fühle ich mich gerade?
Emotionale Verletzungen gehen – wie der Name schon sagt – mit Gefühlen einher, meist mit sehr starken Gefühlen. Versuche diese Gefühle möglichst genau zu beschreiben und „auseinander zu nehmen“, statt mit ihnen zu „verschmelzen“. Eine solche Verbalisierung nimmt ihnen oft schon ein paar Dornen. Dies kann z.B. im Gespräch mit einer vertrauten Person oder im inneren Dialog geschehen. Was häufig auch schon ein wenig Distanz schafft: einen Brief oder Tagebuch schreiben. Wenn der Brief an eine reale Person adressiert ist, brauchst du ihn ja nicht abzuschicken.
Manchmal werden aktuelle emotionale Verletzungen durch Erinnerungen an Erlebnisse in der Vergangenheit noch weiter verstärkt. „Das kenne ich doch schon,“ denkt man dann vielleicht. „Da wiederholt sich etwas und ich komme einfach nicht raus aus dem Teufelskreis!“ Wenn es dir so ergeht und du einen hohen Leidensdruck hast, solltest du über zusätzliche professionelle Hilfe nachdenken. Sei es dir wert!