Wenn die Liebe Fahrerflucht begeht

Die Schuld von sich wegzuschieben, ist im Normalfall keine zu empfehlende Verhaltensweise. Doch in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Ich merke immer mehr, dass sich niemand mehr so richtig weiterentwickelt hinsichtlich der Fähigkeit zu lieben. Alle wollen geliebt werden, sind aber nicht dazu in der Lage selbst zu lieben. Die wenigen Menschen, die lieben können, werden von den anderen ausgesaugt wie Jungfrauen von einem Vampir. Die Begabung, Emotionen anderer Menschen zu spüren, scheint verloren gegangen zu sein. Wer hat immer Recht? Ich. Wer hat mal wieder alles falsch verstanden? Du. Die eigene Überzeugung, schon perfekt zu sein, endet fatal.

Manchmal sieht die Liebe von außen betrachtet aus wie ein kleiner Autounfall. Zwei Individuen rasen aufeinander zu, es rumst ordentlich und die Beteiligten wundern sich dann, dass der andere so verbeult ist. Schnell Fahrerflucht begehen und währenddessen leidenschaftlich darüber meckern, dass alle Mitmenschen nicht Autofahren können. Eine Studie hat festgestellt, dass 90% aller Autofahrer der Meinung sind, überdurchschnittlich gut fahren zu können. Ich glaube, würde man das Autofahren durch „lieben“ ersetzen, käme man zu einem ähnlichen Ergebnis.

Diagnose: verbeulter Polo mit Lackschaden und zu hohem Spritverbrauch

Nur regelmäßig über die gleiche Autobahn zu fahren verbessert die Fahrkenntnisse genauso wenig, wie immer das gleiche Beziehungsmuster durchzuziehen. Was heutzutage fehlt, ist die gedankliche und emotionale Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und Wünschen. Doch das ist nur der erste Schritt.


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