Weinende Frauen? Für Männer ein Ausnahmezustand

Trifft uns Frauen nicht auch eine gewisse Schuld?

Dass Männer, sobald wir in Tränen ausbrechen, so hilflos reagieren, liegt aber nicht nur an ihnen selbst, sondern auch an uns! Wir Frauen sind einfach unglaublich unberechenbar. Die eine Dame erwartet sofort in den Arm genommen zu werden, die andere möchte einfach nur allein sein. „Bloß nicht in den Arm nehmen!“, schrieb eine Leserin. „Natürlich soll er mich in den Arm nehmen, ist doch selbstverständlich!“, schrieb eine andere. Na was denn nun? Ist doch klar, dass das die Männer überfordert! Genießt die eine Frau eine liebevolle Umarmung, kann die nächste Dame darauf mit schlechter Laune und Wut reagieren. Und hier haben wir schon das Problem: die Männer sind verwirrt! Die Frau, die sich Männer wünschen, ist berechenbar! Sie wollen sich sicher sein, dass sie das Richtige tun. Ganz einfaches Prinzip. Eine Frau, die nachvollziehbar und vorausschaubar reagiert, ist ein Segen für die Männerwelt. Dass wir so nicht sind, hat sich sicherlich schon rumgesprochen ;). So stehen Männer nun vor der Problematik, dass sie mit jeder erdenklichen Reaktion, auch geballter Wut rechnen müssen.

Schwäche zulassen oder doch mit Wut reagieren?

Apropos Wut. Viele Leserinnen schrieben, sie würden neben der Traurigkeit eine enorme Wut entwickeln, wenn sie von ihren Gefühlen übermannt werden. Diese Wut richtet sich nicht selten gegen den Mann, der da neben ihnen sitzt. Ob er nun Schuld an den Tränen hat – oder eben nicht. Sie sind wütend auf die Welt im Allgemeinen und vor allem wütend auf sich selbst. Wütend, dass sie so einen schwachen Moment zulassen konnten. Tränen entblößen schließlich etwas von der eigenen Seele. Man zieht sich emotional sozusagen nackig aus. Nicht jeder kann das zulassen. An dieser Stelle ist dann nicht nur der Mann überfordert, sondern auch die Frau selbst.

Ziemlich einheitlich wurde mir berichtet, dass Männer, obwohl sie vielleicht in dem Moment nicht so aussehen mögen, durchaus mit uns mitleiden! Sie fühlen sich schuldig. Egal ob sie der Auslöser für unsere Tränen sind oder nicht. Ein Leser beschrieb, dass er sich in solchen Situationen fühlt, als hätte er versagt. Schließlich ist er der Beschützer, der starke Mann, der jegliches Leid von seiner Frau fernhalten sollte.

Ich vermute, das Problem in solchen Momenten ist, dass weder Frauen noch Männer ihre Gefühle richtig äußern können. Wir Frauen bitten viel zu selten um eine Umarmung, weil wir davon ausgehen, dass der Mann schon bemerken muss, was wir gerade brauchen. Aber genau das verunsichert die Männerwelt. Jede Frau braucht etwas anderes, wenn ihr Tränen über die Wange kullern. Wenn wir nun also offen und ehrlich mit den Männern umgehen und ihnen sagen, was uns gerade gut tun würde, würden wir es ihnen um einiges leichter machen. Ich glaube, dann würde sich auch der kälteste Eisblock in eine warme Decke verwandeln. Und das wollen wir doch Ladys, oder?


Weitere interessante Beiträge