Was unsere Eltern über unsere erste Liebe dachten

Sicher erinnern Sie sich an Ihre erste Liebe. Wissen Sie, wer noch? Ihre Eltern. Deshalb haben wir nachgefragt, was die damals dachten

Was meine Mutter dachte: Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt

“Meine Tochter und P. gingen in dieselbe Klasse, P. war grade von einem Austauschjahr zurückgekehrt. Die Beziehung zwischen den beiden startete ganz plötzlich, von einem Tag auf den anderen, und entwickelte sich von Beginn an sehr rasant. Binnen kurzer Zeit waren die beiden unzertrennlich. Es herrschte eine große körperliche Nähe zwischen ihnen, immer fanden irgendwelche Berührungen statt. P. hatte trotz seines jungen Alters schon eine sehr männliche und souveräne Ausstrahlung. Leider endete die Beziehung genauso jäh wie sie begonnen hatte und meine Tochter musste ihren ersten richtigen und schmerzhaften Liebeskummer durchstehen.”

Maren (damals 17)

Was meine Mutter dachte: Ob das gut geht?

“Jahrelang habe ich darauf gewartet, dass Du mal ein Mädchen mit nach Hause bringst. Dann war es endlich so weit und ich habe mich ein bisschen erschrocken. Die war so klein, die war so zierlich und so schüchtern. Das wollte mir nicht in den Sinn und passte so gar nicht zu dir. Du, die Großschnauze und der Hans-Dampf-in-allen-Gassen, ständig unter Strom und täglich gegen irgendwas revolutionierend. Auf der anderen Seite dieses liebe, nette und stille Mädchen. Ich hatte ernsthafte Bedenken, das dass arme Mädchen neben dir untergeht und recht schnell die Flucht ergreift. Es ist ja dann doch drei Jahre gut gegangen. Ich habe keine Ahnung wie sie das gemacht hat, aber bei ihr warst du lammfromm und hast dich mächtig verändert.”

Thorsten (damals 18)

Das sagt meine Mutter: Die Drama-Queen

„Du hättest dir keinen dramatischeren Zeitpunkt aussuchen können, um dich zu verlieben. Nur wenige Wochen vor deinem Auslandsjahr in Amerika hast du uns Marc vorgestellt. Du warst so verliebt und ich habe nur gedacht: Wie soll meine ungeduldige Tochter ein ganzes Jahr aus der Ferne lieben? Am Abend vor deiner Abreise bist du in einem fürchterlichen Heulkrampf bei uns im Schlafzimmer zusammengebrochen. Unter Tränen hast du immer wieder gerufen: Das überlebe ich nicht! Und ich habe mir nur gedacht: Ach, Töchterchen. Du weisst noch gar nicht, was man alles überleben kann!“

Julia (damals 13)

Was meine Mutter dachte: Hand in Hand in einen neuen Lebensabschnitt

“Nun, da warst du im besten Teenager-Alter und über einen Chat gab es plötzlich Merlin aus Hamburg in deinem Leben. Da ich mich gut erinnern konnte, wie es war, als ich 14 Jahre alt war, fand ich das normal, dass Jungs irgendwie wichtig sind. Dein Vater hat damals wohl strenger reagiert, ich meine, er hätte eine „Altersgrenze“ für einen Freund auf ab 18 Jahre datiert. Ich wollte deinen Weg im Umgang mit Jungs gern begleiten und nur in Notfällen etwas verbieten. Ich fand es schön, an deinem Erleben teilzuhaben und wollte Merlin gern kennenlernen und lud Euch zu mir nach Hause ein. Dass ein Junge von 14 Jahren sich von Hamburg auf den Weg nach Potsdam macht, um seine Chat-Freundin zu besuchen, fand ich schon sehr beeindruckend. Es war ein angenehmes und sehr lustiges Treffen zu dritt. Wir haben zusammen gegessen und geschwatzt. Dann gab es einen sehr berührenden Moment für mich, den ich wohl nie vergessen werde! Ich habe euch noch zum Luisenplatz gebracht und ihr habt „Tschüss“ gesagt und seid Hand in Hand in Richtung Stadt gegangen. Dieses Weggehen von dir und das Hand in Hand mit einem Jungen, hat bei allem Schönen auch geschmerzt. Wie als ob ein Stückchen Kindheit vorbei wäre und dein Lebensradius sich neu erweitert hätte, wie ein Stück Abschied von mir!”

Jule (damals 13)

Was mein Vater sagt: Hurra, ein Mädchen!

“Ich erinnere mich an zwei Szenen. du weißt, das sehe ich heute anders, ich liebe und unterstütze dich, aber ich machte mir damals solche Sorgen um dich und ich war wirklich froh, als du ein Mädchen mit nach Hause brachtest. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß, aber ich weiß noch, wie hübsch sie war und wie verliebt ihr euch angesehen hattet. Sie war freundlich und höflich. Ihr habt viel gelacht, als ihr auf dein Zimmer gegangen seid. Deiner Mutter sagte ich: Siehst du, er steht doch auf Mädchen! Sie grinste nur, sie wusste, das war es nicht für dich. Das habe ich dann auch verstanden, als du ein halbes Jahr später erzählt hast: Ich habe mich in einen Mann verliebt. Dabei bist du geblieben und ich bin überzeugt, du bist jetzt glücklich. Damals brach kurz eine Welt zusammen. Die ist heute schön und spannend und vor allem bist du ein wichtiger Teil von ihr. Die hätte ich beinahe unmöglich gemacht mit meinem Verhalten. Daran erinnere ich mich gut.”

Kai (damals 16)

Das erzählt mein Vater: Da passte nichts!

“Ich habe nie geglaubt, dass ihr nur Hausaufgaben macht. Aber verstanden habe ich es nicht. Mein erster Gedanke war: Junge, das kannst du besser! Also vermutlich hat die Erinnerung das noch schlimmer gemacht, aber sie stand da vor mir, viel zu viel Schminke für ihr Alter und irgendwie im verspäteten Punk-Look, aber auf nobel. Da passte nichts zusammen. Und du nicht zu ihr. Hatte sie nicht schwarze Springerstiefel an, die auf dem Parkett polterten, aber sie wollte sie auf keinen Fall ausziehen? Gut, dass das nicht lange ging. Danach kam die Tennisspielerin, nicht? Die war wirklich heiß.”

Stefan (damals 14)

Daran erinnert sich meine Mutter: Ein höflicher Trampel

“Als wir in deinem Alter waren, war der Partner für den Abschlussball der Tanzschule noch etwas besonderes. Viele Paare haben später geheiratet. Als du dann mit Martin – der hieß doch so, oder?– ankamst, war ich froh, dass sich die Zeiten geändert haben. Also, sehr höflich, gut erzogen, aber solch ein Trampel. Der hatte zwei linke Füße und nicht die Spur Taktgefühl. Ihr seid über die Tanzfläche gestolpert, das war nicht schön. Eigentlich hast du ihn gezogen und an unserem Tisch saßen seine Eltern und dachten sich genau dasselbe. Die habe ich kürzlich übrigens getroffen beim Einkaufen. Der lebt jetzt in Kalifornien und macht viel Geld mit Start-Ups! Vielleicht solltest du mal mit ihm skypen? Ich meine, er war doch wirklich nett. Und klassische Tänze magst du sowieso nicht.”

Nicole (damals 14)


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