Passend zum bevorstehenden Valentinstag fragt sich Bloggerin Jule, was eigentlich romantisch ist. Von Prinzessinnen, Meerjungfrauen und Club Mate im Kühlschrank
Als ich noch klein war, konnte ich mir unter dem Begriff “Romantik” nicht viel vorstellen. Da bekommt die Mama vom Papa mal Rosen, freut sich und alle haben sich lieb. Wie oft habe ich mich an Weihnachten gewundert, wie sich meine Mama über, in meinen Augen, total dämliche Geschenke freuen konnte. Da flossen Tränen für irgendwelche Küchengeräte. Manchmal dachte ich, das wären Tränen der Trauer, weil es nicht der gewünschte Diamantring wurde. Als Kind hat man ja selbst noch keine Erfahrungen mit der romantischen Liebe. Im Fernsehen erlebt man sie nur zwischen Prinzessinnen und Prinzen, Meerjungfrauen und Prinzen, armen Bauernmädchen und Prinzen …
Moment mal, da kommen mir irgendwie zu viele Prinzen vor. Wir kleinen Mini-Prinzessinnen träumen dann von großen Klunkern, riesigen Schlössern und weißen Pferden. Glücklich bis ans Lebensende, oder eben bis die 90 Minuten Film zu Ende sind. So erwarten wir nun von den Herren, welche unser Herz erobern wollen, dass sie ihr Geld gefälligst in Blumen- und Schmuckläden lassen sollen. Wir sind es schließlich wert! Wer eine Prinzessin zur Frau haben will, darf nicht knauserig sein.
Ein Pferd brauchen wir natürlich nicht
Okay, Spaß beiseite! Ein Pferd brauchen wir natürlich nicht. Wissen Sie, wieviel Dreck das macht? Außerdem fühlt sich das gar nicht wohl, in so einer 2-Raum 60m² Stadtwohnung. Da ich Haustiere gerne mit ins Bett nehme, wird es schwierig, neben dem Pferd auch noch Platz für einen Mann zu haben. Also sollte ich vermutlich umdenken.
Romantik … Romantik … Romantik … wird irgendwie nicht besser, wenn man es öfter sagt. Was ist denn für mich überhaupt romantisch? Ich glaube das kommt immer darauf an, mit wem man es zu tun hat. Mag ich jemanden nicht, kann der mir auch ein Schloss bauen, und ich würde es schrecklich finden. Die Kutsche mit weißen Pferden wäre mir viel zu retro und überhaupt, könnte mich diese Person einfach nicht zufrieden stellen. Doch wenn das Herz erstmal Feuer gefangen hat, kann die kleinste Geste zur größten Romantik werden. Das erste Greifen der Hand auf der Straße, als Zeichen der Zusammengehörigkeit. Das erste “Wir” in der Zukunftsplanung. Auch wenn man vielen Männern nachsagt, nichts von Romantik zu verstehen, kann ich über mein Umfeld nicht klagen.
Wie gern erinnere ich mich daran, als ich mit einem guten Freund auf den Weg in meine Stammbar war, und wir uns über den Valentinstag unterhielten. Natürlich war der Herr mäßig angetan von diesem Anlass. Doch als er begann zu überlegen, wie er seiner Freundin diesen Tag zu etwas besonderem machen könnte, war ich überrascht. Es waren viele Kleinigkeiten, bei denen ich nur “Wie süüüüß!” kreischen konnte. Nichts davon kostete auch nur einen Euro! Keine großen Klunker, kein Schloss, kein Pferd. Aber doch perfekt! Ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern, wer weiß, wer das hier alles liest 😉
Romantisch ist, wenn jemand zuhört!
Als ich in der frischen Kennenlernphase mit meinem Freund war, zeigte auch er durchaus Romantikerpotenzial. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns noch nicht persönlich, sondern nur schriftlich. Wir waren beide abends unterwegs und hatten eigentlich vor, uns nachts in einem Club zu treffen. Leider kam es dazu nicht, da es seine Truppe woanders hin verschlug. Als ich gegen 6 Uhr morgens zu Hause eintraf, schrieben wir noch motiviert hin und her. Dass er schon alkoholpegeltechnisch jenseits von Gut und Böse war, bemerkte ich nicht. Im Vorfeld hatte er geplant, mir ein kleines Spielzeug für meine Mietzekatze mitzubringen, da sein Kater dieses nicht mochte. Da wir uns nun leider nicht getroffen hatten, trug er es weiterhin mit sich rum. Im Alkoholrausch kam er dann spontan auf die Idee, mir das Spielzeug noch vorbei zu bringen. Ich hätte nur meine Adresse rausrücken müssen. Morgens um 6 Uhr, betrunkener Mann vor meiner Haustür? Ne, da wurde mir doch etwas mulmig. Er versprach mir, das Spielzeug irgendwo vor der Haustür zu verstecken, damit ich es nach dem Ausnüchtern holen konnte. “Wäre das nicht romantisch?” – schrieb er mir. In dieser Situation nahm ich gar nicht wahr, dass er Recht hatte. Mitten in der Nacht im Winter zu einer mehr oder weniger fremden Frau fahren, um ihr ein Geschenk vor die Tür zu legen. Hach ja, romantisch.
Einige Tage später unterhielten wir uns, wie wir persönlich “Romantik” definieren würden. Ich erklärte ihm, dass es für mich die kleinen Dinge sind. Romantisch ist, wenn jemand zuhört! Erzähle ich zum Beispiel, dass ich sehr gerne Club Mate trinken würde, wäre es romantisch, wenn beim nächsten Treffen eine Club Mate im Kühlschrank stünde. Für mich, damit ich mich wohl fühle. Romantik ist in meinen Augen das Gefühl welches man hat, wenn man merkt, dass man beachtet wird. Das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Wenn sich jemand interessiert und einem eine kleine Freude bereiten möchte, ist das für mich die große Romantik. Es sind die ganz kleinen Dinge.
Wie unglaublich romantisch wäre es, zum Beispiel am Valentinstag in der Stammbar “unser Lied” laufen zu lassen? Das kostet nichts, fällt niemandem auf, ist für uns aber Romantik pur.
Es braucht keine großen Gesten! Es braucht Aufmerksamkeit und ein Gefühl dafür, was dem Partner Freude bereitet. Wie sieht es bei Ihnen aus? Was waren bei Ihnen die romantischsten Gesten? Brauchen Sie das Schloss, das Pferd oder den Klunker?