Was bedeutet emotionale Stabilität in der Liebe?

Da ist nun also dieses Unterbewusstsein, was ohne mein Zutun ab und zu das Ruder übernimmt. Ich merke oft erst im Nachhinein, dass mein Gleichgewicht aus dem Takt gekommen ist. Im Alltag kommt das eher selten vor, da könnte man mich auch als Betonklotz bezeichnen, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Schließlich passiert da auch nicht so viel, ich bewege mich auf vertrauten Wegen, alles safe. Anders sieht es aus, wenn ich mich zum Beispiel mit Freunden zu ein, zwei oder auch drei Bierchen zusammensetze. Alkohol sorgt ja bekanntlich dafür, dass der Verstand in einer gewissen Weise ausgeschaltet wird. Da kommen auf einmal Verhaltensweisen und Denkansätze ans Licht, die man vorher gar nicht von sich selbst kannte. Abgesehen von der verzerrten Wahrnehmung, der schwierigen Artikulation und den Problemen beim auf den Beinen halten, drückt sich in solchen Momenten mein Unterbewusstsein hoch. Es klopft leider nicht an und bittet um Einlass, sondern schwemmt wie eine Welle über mich her. Plötzlich werde ich traurig, tief traurig. Die zuvor „Was kostet die Welt?“-Sorglosigkeit, weicht einem tiefen Gefühl der Unsicherheit. Plötzlich schießen mir Gedanken in den Kopf: „Man bist du allein! Irgendwie hat dich keiner lieb. Die Welt ist so groß, und du bist so klein …“ Diese Gedankenliste könnte ich über Seiten fortsetzen. Negative Gedanken überrollen mein Hirn und machen aus einer starken, emotional stabilen Frau, ein kümmerliches Häufchen Elend.

Negative Gedanken machen aus mir ein Häufchen Elend

In solchen Situationen bin ich überfordert. Mein Körper schaltet auf Alarm und leitet langsam das Notfallprogramm ein. Jeder Mensch hat sein individuelles Notfallprogramm. Es läuft los, sobald sich eine besonders intensive emotionale Schieflage auftut. Das scheint irgendwie in einem drin zu stecken, ohne dass man es je gelernt hätte. Mein Notfallprogramm bringt mich dazu, mich bestenfalls zu Hause einfach auf den Boden zu legen. Hinlegen, an die Decke starren und nicht bewegen. Auch wenn ich es mit aller Kraft versuche, kann ich mich nicht rühren. Mein Körper stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes tot, nur die Psyche arbeitet. Es fühlt sich hilflos an. Jede Bewegung kostet Unmengen an Kraft, die ich kaum in der Lage bin aufzubringen. In solchen Situationen fühle ich mich meiner emotionalen Instabilität komplett ausgeliefert. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als zu warten. Warten, dass meine Psyche sich wieder in den Griff bekommt und mein Bewusstsein das Unterbewusste unter die Oberfläche drückt.


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