Menschen wünschen sich einen Partner, der ihnen das Gefühl gibt, dass es auch in zehn Jahren schön sein wird, mit ihm zusammen zu sein. Dieser Eindruck lässt sich wissenschaftlich messen und er wird nicht etwa durch Schönheit vermittelt, die ja nun vergänglich ist. Sondern durch Optimismus, durch Selbstbewusstsein, durch Neugierde und durch Mut. Also durch den aufgeschlossenen Blick nach vorne. Das Gegenteil ist der Blick zurück auf die schlechten Erfahrungen und die Furcht, diese zu wiederholen. Ein Teufelskreis. Schließlich lassen sich die Narben am Herzen nicht einfach weglächeln. Wie kann die Zukunft rosig erscheinen, wenn durch die dunklen Wolken der Enttäuschung kein Sonnenstrahl dringt?
These drei: Sie sind zu sehr konzentriert auf sich
Der Grat zwischen Selbstwertgefühl und Selbstverliebtheit ist schmal. Das zeigt sich nach dem fünften Wisch&Weg bei Tinder. Sich selbst in Szene zu setzen, um positiv und anziehend zu wirken, ist ein unbewusster Wunsch jedes Menschen bei der Partnersuche. Dadurch möchte man Aufmerksamkeit erreichen und zeigen, dass man … ja, was eigentlich? Dass man attraktiv ist? Ein Bildbearbeitungsprogramm macht hübsch – aber nicht liebevoll und nicht fürsorglich. Der Sport gestählte Körper suggeriert Fitness – und gleichzeitig eine ganze Menge Zeit und Aufwand für sich selbst. Liebe sagt: Du bist meine erste Priorität. DINA4-Taille und Sixpack sagen genau das Gegenteil, nämlich: Sieh her, was ich alles für mich mache! Und nur um aufzufallen.
Jammern und Klagen macht unattraktiv
Etwas für andere zu tun, mich zu engagieren für Menschen, persönliche Einschränkungen zuzulassen, damit es meinem Gegenüber etwas besser geht: Das wirkt anziehend. Gleichzeitig ist es Doping fürs Selbstbewusstsein, denn Dankbarkeit zu erleben, erzeugt ein Gefühl von Anerkennung. Eben das, was in einer unglücklich machenden Paar-Dynamik vermisst wird. Doch auch hier macht die Dosis das Gift: Wer sich selbst verliert im Altruismus, gerät rasch in eine Abhängigkeitsbeziehung. Am Ende steht das Gefühl, ausgenutzt worden zu sein, was sicher wieder zu neuer Bindungsangst führen würde.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Wobei es sowieso nicht die eine Wahrheit gibt, die alle Menschen glauben könnten und wollten. Vielleicht mögen Sie ja diese Idee probieren: Statt dass Sie unter eine Serie von Kommentaren mit dem Inhalt “Nirgendwo sind verbindliche Menschen!” eine ähnliche Klage posten, schreiben Sie die Verfasser lieber an. Stellen Sie die gemeinsamen Werte heraus und prüfen Sie, ob darüber hinaus nicht noch mehr Interesse aneinander entstehen könnte. Durchbrechen Sie die Klagemauer und gehen Sie aufeinander zu!