Wer Liebe will, muss freundlich sein

Wenn Ähnlichkeiten anziehend sind – und wir wissen aus der Forschung, dass das zutrifft: Weshalb finden diese Menschen sich nicht?

These eins: Sie finden sich tatsächlich nicht

Vielleicht überwiegt ja doch die Mehrheit der bindungsängstlichen oder vermeidenden Singles und die anderen, die bereit wären, Nähe zuzulassen und sich nach einer Partnerschaft sehnen, sind eine Minderheit. Sie fällt vielleicht nur mehr auf, eben weil sie sich öffentlich häufiger äußert. Die anderen, die sitzen bereits gemeinsam im Park und freuen sich über Blumen und Enten-Küken.

Was für die These spricht ist die Bindungstheorie. Nach ihr brauchen alle Menschen Nähe und suchen Geborgenheit in einer Gruppe, mindestens in der kleinsten Gruppe, der Zweierbeziehung. Dieses Bedürfnis ist jedoch geprägt vor allem durch die Bezugspersonen der frühen Kindheit und später durch Beziehungserfahrung. Es gibt die sicheren Typen, die ängstlichen und die vermeidenden. Es liegt in der Natur der Sache, dass die sicheren selten Single sind. Sie gehen rasch Partnerschaften miteinander ein und bleiben in ihnen. Übrig bleiben die ängstlichen und die vermeidenden Typen. Die erleben eine meist unglücklich machende Dynamik: Sie ziehen sich an und stoßen sich ab. Das “Einer will, der andere dann nicht mehr”-Spiel ist anstrengend. Wer das oft durchlebt hat, der entscheidet sich vielleicht dazu, alleine sein Glück zu machen als dem mühevoll nachzujagen. Verständlich. Doch wenn es tatsächlich so viele sind, wie es den Anschein hat: Müsste sie nicht mehr vereinen als sie trennt? Nämlich der Wunsch nach Geborgenheit und Verbindlichkeit?

These zwei: Sie finden sich nicht anziehend

Mir ist bewusst, dass diese Aussage polarisieren kann. Aber was Studien ziemlich genau belegen ist: Pessimisten küsst niemand gerne. Das gilt für die Pessimisten selbst ebenso, denn die wollen auch nur Optimisten lieben. Evolutionär kickt zwar bei Männern eher der Beschützerinstinkt ein, wenn es einer Frau nicht gut geht und sie verunsichert oder gar verzweifelt wirkt. Umgekehrt funktioniert das jedoch überhaupt nicht. Nur wenige Frauen mögen es, im Vergleich zum Partner die Starke sein zu müssen. Auf Augenhöhe: ja. Darunter? Nein. Oder um es provokativ zu formulieren: Jammern und Klagen macht unattraktiv.


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