Unser Gastautor will nicht mehr. Keine Lust, sich nochmals zu verlieben. Dafür hat er jedoch einen guten Grund
Ich kenne Menschen, die lieben es, sich zu verlieben. Einige von ihnen würden sich wohl als Limerenz-Junkies outen – wüssten sie denn, was das ist. Diese wilde, alles andere negierende und vereinnahmende Verliebtheitsphase, wenn nur der begehrte Herzensmensch die qualvolle Sehnsucht zu stillen vermag, für die hat eine Wissenschaftlerin vor einiger Zeit den Begriff Limerenz gefunden. Denn es brauchte einen Namen für dieses Verlangen, das natürlich auch sexuell war, aber eben noch so viel mehr. Wenn man sich fühlt wie die eine Hälfte, die nach unendlicher Suche ihr passendes Gegenstück gefunden hat. Wenn Platons Kugelmensch endlich wieder vollständig ist. Wenn die Seelen sich berühren voller Neugierde und Erstaunen, welch Wunder sich als nächstes auftun wird. Wenn sich die Körper immer wieder neu entdecken und nicht genug voneinander bekommen können. Der erste Biss in eine Tafel Schokolade. Man möchte alles – und doch soll es nie zu Ende gehen.
In meinem Leben war ich einige Male verliebt. Ganz groß, ganz tief, ganz schmerzhaft, ganz wundervoll. Alles auf einmal. Ich habe nach dem Date auf der Straße vor Freude gesungen, obwohl ich stimmlich eher an der Elster verortet bin. Ich konnte nicht schlafen, habe stundenlang auf Textnachrichten gewartet und geheult vor Schmerz, wenn es keine erlösende Antwort gab. Meine Emotionen sind Achterbahn gefahren: Ganz oben, freier Fall, im Kreis, langsam klettern und klettern, nur um wieder abzustürzen. Das fand ich super, denn ich war ein solcher Limerenz-Junkie. Verlieben war das Beste. Verlieben knallte richtig. Also Chinesisches Feuerwerk-richtig. Olympia-Eröffnungsfeier-richtig. Drei Tage Sommer-Rave. Katzen-Babys. Wenn es einfach perfekt ist und es nicht besser geht.