Laut Holger war die Auswahl gigantisch. Es gab seiner Meinung nach nichts, was es nicht gab. Von jung bis alt, blond, brünett, schwarzhaarig, deutsch, osteuropäisch, Lolita-Style, Mutterlike, in Latex oder Leder: der männlichen Phantasie schienen keine Grenzen gesetzt zu sein. Es gab auch einige Damen, die keine Tabus kannten, was ihn persönlich etwas abschreckte. Ihm selber war es jedoch wichtig, dass die Chemie stimmte und eine Unterhaltung auf deutsch oder englisch möglich war, was einige Damen dann leider auch ausschloss, auch wenn er die ein oder andere durchaus attraktiv fand.
Schließlich lernte Holger Chanti kennen
Holger: „Im letzten Club, den ich besuchte, gab es eine Frau, die mich von Anfang an interessierte. Ihr Name ist Chantal. Ich nenne sie aber Chanti. Seither wechsle ich nicht mehr und über die Zeit ist ein Vertrauensverhältnis entstanden, aus dem sogar mehr werden könnte. Ich selber habe aber auch mitbekommen, wie mit Herzenssachen dort gespielt wird oder einige Damen mit den Herren zum Geldautomaten gingen. Mit meiner Chanti aber habe ich Glück gehabt, denn wir trafen uns auch einige Male außerhalb und dann sogar ohne finanziellen Ausgleich. Mittlerweile sind wir Freunde. Ich könnte mir gut vorstellen, dass da irgendwann mehr draus wird. Abwarten.“
Klischees und Vorurteile, die auch Lilli kennt und teilweise sogar bestätigen kann, sagen, Männer gehen zu Prostituierten, um sich selbst zu beweisen wie männlich sie sind, also dass sie es noch drauf haben oder dass nur eine Liebesdienstleisterin in der Lage ist ihnen ihre „versautesten“ Phantasien zu erfüllen, die sie gegenüber der eigenen Ehefrau nicht auszusprechen wagen – von den Domina-Besuchen zum Stressabbau ganz zu schweigen.
Lilli versteht sich demnach nicht nur als Prostituierte sondern auch als Begleiterin, Zuhörerin, Trösterin, vergleichbar mit einer Eheberaterin oder Ersatztherapeutin, weswegen sie sich auch als Edel-Escortdame bezeichnet. Sie hört den Männern zu, was ihr, wie sie später nochmals betonte, manchmal sehr leid tue, besonders für die Ehefrauen, denn für sie ist Reden in einer Partnerschaft ein sehr zentrales Bedürfnis.
In manchen gesellschaftlichen Schichten scheint es immer noch ein Tabuthema zu sein, über Prositution zu sprechen. Frauen die diesem Beruf nachgingen oder nachgehen, werden immer noch teilweise schief angeschaut und Männer, die ein Bordell besuchen, müssen daraus ein ebenso großes Geheimnis machen, obwohl in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, der Freier sich nicht strafbar macht.
Holger sagte im Interview, dass nicht viele aus seinem Umfeld darüber Bescheid wüssten über ihn und Chanti, ihm es aber gut tue, darüber zu sprechen.