Warum kaufen Männer Sex? beziehungsweise-Autor Leonard Anders hat mit Freiern und Prostituierten gesprochen und fand neben vielen Klischees und Vorurteilen, neben Kommerz und Ausbeutung, auch tiefe Gefühle
Holger ist 41, geschieden, Vater eines Sohnes und von Beruf LKW-Fahrer. Lilli ist Mitte dreißig, zweifache Mutti und mittlerweile aus dem Gewerbe ausgestiegen. Sie bot bis vor 3 Jahren ihre Dienste noch in einem Berliner Bordell an. Anschließend arbeitete sie auf eigene Rechnung in eigener Wohnung und sie hatte, wie sie glaubhaft bestätigte, „Freude daran, anderen etwas Gutes zu tun.“ Sie selber nannte sich Prostituierte oder Edel-Escortdame. Was sie gar nicht gerne hört, sind die abwertenden Bezeichnungen wie Hure, Nutte, Schlampe oder Flittchen.
Holger: „Nach meiner Scheidung blieb ich einige Zeit alleine. Irgendwann aber sehnte ich mich nach körperlicher Nähe. So meldete ich mich bei diversen Singlechats an. Leider fand ich dort nie die Richtige. Nachdem 4 Jahre vergangen waren, habe ich irgendwann zu mir selbst gesagt, warum eigentlich nicht – ich verletze ja keinen damit und bin auf die Suche gegangen nach einem Club oder Bordell.“
Der erste Bordell-Besuch war anders als erwartet
Holger war neu in der Szene und bis zu seinem ersten Besuch in einem Establishment, hatte auch er seine Vorurteile. Nachdem er im Internet auf diversen Vergleichsportalen sich die Bewertungen durchgelesen hatte, fiel seine Wahl auf einen Club in seiner Nähe. Die Bewertungen waren durchweg positiv. Dennoch hatte er am Anfang ein sehr mulmiges Gefühl. Er kannte bislang nur Berichte aus Film und Fernsehen. Zu seiner Überraschung war in dem Club alles anders als angenommen.
Holger: „In dem Club, in dem ich zuerst war, herrschte ein lockerer Ton. Es gab auch keinen Zeitdruck und so konnte ich mich in Ruhe umschauen. Schließlich wurde ich angesprochen. Und so hatte ich dann mein erstes Mal. Dennoch verzichtete ich auf einen weiteren Besuch dort, denn so nett wie das Mädchen war, sie wirkte auf mich etwas zu jung und ich bekam ein schlechtes Gewissen, also beschloss ich beim nächsten Mal einen anderen Club auszutesten.“