Unsere Mercedes-Mentalität vergiftet die Liebe

Wir sind keine Supermänner und Superfrauen

Also optimieren, kompensieren, suchen und streben wir – nach dem Optimum. Erst das Beste bringt uns zur Ruhe und verspricht Erlösung. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die urmenschliche Fähigkeit, sich fallenzulassen, hinzugeben, zufrieden zu sein und Ja! zu unserem eigenen Leben zu sagen – mit allem Guten, Mittelmäßigen und Schlechten darin.

Wir sind keine Supermänner und Superfrauen, denen nur das „Perfekteste“ (das Wort gibt’s nicht!) genug ist. Das Beste kann niemals Maßstab sein. Das Beste ist nicht normal. Das Beste ist eine Ausnahmeerscheinung. Und darüber müssen wir gar nicht traurig sein. Wir können es wie ein Ideal anstreben, aber wir sollten aufpassen, es nicht zu unserem Fetisch zu machen.

Wo sind eigentlich die Menschen geblieben?

Der Preis des Optimierungswahns in der Liebe sind Verunsicherung, Einsamkeit und Unzufriedenheit. Gleich, ob wir die Gründe hierfür aufs Außen (die Männer, die Frauen, die Gesellschaft…) schieben oder bei uns selbst suchen: Wir nehmen uns hierdurch das Glück, das wir bereits hatten und das an sich völlig ausreichend gewesen wäre für ein zufriedenes Leben.

Was können wir tun? Wir könnten langsam mal wieder damit anfangen, Zufriedenheit zu kultivieren. Zufriedenheit ist eine zarte Pflanze, die viel Pflege braucht und verdammt langsam wächst. Aber mit Geduld blüht sie – und das länger als einen Sommer.

Manchmal geht nicht mehr; und das ist gut so

Wie wäre es mal statt des ständigen Aus-, Nach- und Verbesserns mit einem gemeinsamen Gestalten? Statt die ideale Liebe zu suchen, damit, die Liebe vor unserer Nase wirklich-wirklich zu genießen und zu leben? Statt uns und andere durch überzogene Ansprüche ständig abzuwerten, damit, unser Herz zu öffnen und darauf zu vertrauen, dass gut genug völlig ausreichend ist? Damit, uns mal wirklich einzulassen und die Herausforderungen anzunehmen, die der Liebesalltag mit sich bringt, statt den Partner beim ersten Sturm auszutauschen oder auf den Prinzen auf weißem Ross zu warten?


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