Die weibliche Lust wurde domestiziert
In ihrem Buch Das beherrschte Geschlecht. Warum sie will, was er will beschreibt die Psychologin Sandra Konrad sehr plastisch, wie weibliche Sexualität seit Jahrtausenden von Männern so weit domestiziert wurde, dass keiner von uns mehr weiß, was Sache ist – bis hinein in unser angeblich so wahnsinnig aufgeklärtes Heute.
Sie meint, die Sexualität der Frauen sei größtenteils nicht befreit, sondern durch eine »Maskulinisierung der weiblichen Lust« der männlichen angepasst worden. »Sie will, was er will«, so wie eben auch der Untertitel ihres Buchs lautet. Möglicherweise stimmt das sogar für manche Frauen. Die, die meinen, dass Gesichtsbesamung die einzig würdige Art für einen Mann zum Kommen ist, deren Brüste vor Stolz über die imposante Anzahl ihrer Stecher schwellen, die verfügbar mit lustvoll verwechseln.
Das Ding ist: Wenn es sie gibt, dann sind sie eine Mini-Mini-Minderheit, von deren Angehörigen ich noch keine persönlich getroffen habe. Wo sind all die jungen Frauen, deren sexuelle Freiheit angeblich »ein Imageprodukt, ein It-Accessoire« ist? Dieses Mädchen will ich kennenlernen, das mit der Anzahl ihrer Liebhaber vor versammelter Mannschaft prahlt, ohne gleich mit dem Stempel »Dorfmatratze« (auf dem Land) oder »Bitch« (in der Stadt) versehen zu werden. Ich würde vor ihm und seinem Umfeld auf die Knie fallen und Halleluja! rufen. Nicht weil es rumvögelt. Sondern weil es dazu steht. Und weil es von niemandem dafür verurteilt wird.
Halten wir fest: Was wir wollen und was nicht, liegt unter einer dicken, krustigen Schicht Sperma begraben. Wir sollten dringend anfangen, sie abzukratzen.
Sie hat Bock – Katja Lewina
Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
Verlag: DuMont
Erscheinungsdatum: 18.02.2020
ISBN-10: 3832181172
ISBN-13: 978-3832181178
Erhältlich bei z.B. Amazon