Sie hat Bock – Ein Buchtipp

Katja Lewina hat Bock, und sie schreibt darüber. Sie erforscht entlang ihrer eigenen erotischen Biografie, wie viel Sexismus in unserem Sex steckt. Kindliche Masturbation, Gynäkolog*innenbesuche, Porno-Vorlieben oder Fake-Orgasmen: Kein Thema ist ihr zu intim

Keine Frage, der Titel erzeugt Aufmerksamkeit. Und Katja Lewina nimmt definitiv kein Blatt vor den Mund. Die Titel der einzelnen Kapitel sind nicht weniger griffig und vor allem eins: explizit. Beispiele gefällig? Wie wäre es mit “Fresse halten oder Beine breit – Wie es ist, als Frau über Sex zu schreiben” oder “Wie Kacken, nur rückwärts – Warum sind bloß alle so heiß auf anal?”

Was ist sexistisch an unserem Sex?

Die Autorin will aber nicht nur provizieren. Lewina führt die Debatte über weibliches Begehren fort und krazt an den Krusten unserer Sozialisation. Es geht mehr um Empowerment als um Anprangern, denn nach der Wahrnehmung von Ungerechtigkeiten und Tabus ist es an der Zeit, den Weg zur Selbstermächtigung einzuschlagen:

»Es liegt in unserer Hand, unsere Spielregeln zu schreiben, im Leben und beim Sex.«
Katja Lewina

Macht neugierig? Dann kommt hier ein Buchauszug:

Sie hat Bock – Überraschung! Frauen wollen auch ficken.

(…) Aber was ist denn nun wirklich mit der weiblichen Lust? Nachdem sie über Jahrtausende hinweg Objekt männlicher Theorien und Zuschreibungen war, können sich Frauen doch inzwischen selbst dazu äußern – in Umfragen zum Beispiel. Doch was dabei rauskommt: »Sex? Nicht so wichtig.« Womit dann auch alle Klischees mal wieder bestätigt zu sein scheinen. Was wir aber gerne vergessen, ist, dass solche Befragungen die Rechnung ohne unsere Sozialisation machen. Und die sieht nun einmal genau dieses Ungleichgewicht vor: Frauen wollen weniger, Männer wollen mehr.

Wir wissen, welche Antwort die sozial erwünschte ist. Und die lautet nicht: »Ich hab’s mit der gesamten Fußballmannschaft getrieben, und ja, es hat Spaß gemacht!« Also machen wir uns instinktiv weniger umtriebig, als wir sind – oder vielleicht gerne wären. Weil wir genau wissen, was das für unseren persönlichen Status bedeutet: Je weniger Kerle eine Frau über sich drüber lässt, desto mehr ist sie wert.


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