Dennoch sollten Sie beachten, dass auch absoluter Egoismus ungesund sein kann. Wenn Sie von Ihrem Partner verlangen, dass er alles für Sie aufgibt, um bei Ihnen sein zu können, verlangen Sie von ihm, selbstlos zu lieben. Doch dann ist genau diese selbstlose Liebe dafür verantwortlich, dass sich der Andere in der Beziehung nicht frei entfalten kann.
Selbstlose Liebe lässt wenig Individualität zu
In einer Beziehung geht es jedoch nicht darum, alles aufzugeben, um für den Partner da sein zu können und ihn vollkommen selbstlos zu lieben. Ebenfalls sollten Sie auch Rücksicht auf Ihren Partner nehmen. Es geht darum, gemeinsam einen Weg zu finden, die jeweiligen Wünsche und Lebensentwürfe miteinander in Einklang zu bringen. Dabei sollten Sie die Vorlieben Ihres Partners respektieren und ihn dabei unterstützen.
Kurzfristig kann es in bestimmten Situationen sinnvoll sein, für die Beziehung etwas aufzugeben, was einem wichtig ist. Ist Ihnen Ihre Karriere wichtig, kann zum Beispiel der gemeinsame Wunsch nach Kindern dem im Wege stehen. Während es den meisten Frauen während der Schwangerschaft nicht möglich ist, die Karriereleiter weiter heraufzuklettern, stehen Männer zumindest nach der Geburt vor der Wahl: legen Sie aus Selbstlosigkeit eine berufliche Pause für Kind und Frau ein?
Selbstlose Liebe – eine Frage von Kompromissen
In Liebesbeziehungen wie auch in anderen Situationen des menschlichen Miteinander sollten Sie also hinterfragen, ob die klassische Definition von „Egoismus ist immer schlecht“ und „Selbstlos lieben ist immer gut“ tatsächlich zutreffen. Ein Mensch, der sich für etwas vermeintlich Höheres völlig aufopfert, hat keine Gelegenheit, seine individuellen Wünsche zu erfüllen. Auf der anderen Seite wird ein Mensch, der stets nur nach seinem Vorteil strebt, nur selten fähig sein, mit anderen Menschen zusammenzuleben. Es gilt, Kompromisse zu finden.