Sex baue Spannungen ab, löse Menstruationskrämpfe, halte den Geist rege, beuge Prostataproblemen vor, sorge für Kinder, festige Beziehungen. Alles prima, aber nur Nebeneffekte. Dafür ist Sex nicht da. Sex soll Befriedigung verschaffen. Das ist sein Zweck – ein guter Zweck.
Menschen haben Sex, weil er sich toll anfühlt und weil sie sich hinterher wohler in ihrer Haut fühlen. Das ist eine der Kernüberzeugungen von Schlampen: Lustbefriedigung ist ein würdiges Ziel.
Liebe und Sex sind das Ziel, nicht der Weg
Unsere auf Monogamie fixierte Welt geht tendenziell davon aus, dass Zweck und Ziel jeder Beziehung – und allen Geschlechtsverkehrs – eine lebenslange Partnerbindung ist. Jede Beziehung, die das nicht erreicht, ist nach dieser Auffassung gescheitert. Auch wir glauben, dass sexuelle Erfüllung Liebe und Partnerbindung stärkt und so für langfristige Stabilität sorgt – wenn man das anstrebt. Aber das sind nicht die einzigen guten Gründe für Sex. Wir wollen Beziehungen für das schätzen, was wir an ihnen schätzen. Das klingt jetzt wie eine Tautologie, ist aber ziemlich weise. Eine Beziehung kann zum Beispiel allein deswegen wertvoll sein, weil sie den Beteiligten sexuelle Lust verschafft. Es ist nichts Falsches daran, nur zum Spaß miteinander ins Bett zu gehen. Vielleicht soll der Sex aber auch den Weg zu anderem bahnen: zu Intimität, Nähe, Kameradschaft oder sogar Liebe. Alles wunderbar – was aber nichts daran ändert, dass Sex an sich angenehm und gut ist.
Eine sexuelle Beziehung mag nur eine Stunde oder zwei dauern, und trotzdem ist es eine Beziehung:
Die Beteiligten haben sich für die Dauer der Interaktion aufeinander bezogen, als Sexualpartner, Kameraden, Liebhaber. Dauerhaftigkeit ist kein gutes Kriterium zur Beurteilung einer Beziehung. One-Night-Stands können aufregend, erfüllend, bereichernd sein. Liebe, die ein Leben lang hält, ebenfalls. Schlampen mit Moral entscheiden frei, welche Art von Beziehungen sie führen wollen, aber sie glauben, dass jede Beziehung das Potenzial hat, uns etwas beizubringen, uns zu bewegen und vor allem, uns Lust zu verschaffen.
Dossie erinnert sich noch, wie sie 1967 ein Kind der Flower-Power-Bewegung interviewte. Das Mädchen brachte moralisches Schlampentum wunderbar auf den Punkt: »Wir finden es okay, mit jedem zu schlafen, den wir lieben. Und wir lieben jeden.«