Erste Liebe: Rote Rosen und ein Telegramm

Während du deine Premiere gefeiert hast, bin ich allein einer Flasche Wein auf den Grund gegangen. An der Windschutzscheibe deines Wagens habe ich eine Rose hinterlassen. Ich war so todunglücklich. Mein junges Herz lag in Scherben und du und deine „Fans“ tanzten ausgelassen auf ihnen herum. Abend für Abend klemmte ich eine Rose hinter den Scheibenwischer. Ich spionierte dir nach, weil du irgendwann den Wagen versteckt geparkt hast. Ich fand ihn aber immer. Und hinterließ ein Zeichen meiner, wie ich damals dachte, Liebe. Stalking ist aber keine Liebe.

Unerwiderte Gefühle, großes Leiden, Drama, Enttäuschung – bei Fromm und Hesse hatte dieser emotionale Wirbelsturm romantischer und irgendwie weniger schmerzhaft geklungen. Ich war am Boden zerstört. An die Monologe auf deiner Mailbox mag ich mich nicht mehr erinnern, zu peinlich. Oder das Telegramm. Mit nichts als einer ganz besonders bedeutsamen Zeile aus einem der Lieder deines Programms. Wer verschickt eigentlich Telegramme außer verliebte Jungen?

Wie mein Liebeskummer verging? Langsam. Zunächst.

Dann lernte ich jemanden kennen und der Liebeskummer war vergessen. Das ging so schnell, dass ich erst Jahre später überhaupt wieder daran dachte. Seitdem habe ich dich manchmal im Fernsehen gesehen. Da fällt mir dann immer wieder ein, wie dankbar ich dir sein sollte. Doch immer erwischt mich dieses Gefühl von Peinlichkeit. Wie konnte ich nur? Dieses kindische Schmachten. Das sich aber damals ganz echt, ganz tief, ganz unendlich angefühlt hatte. Dann schalte ich um. Ich lächle. Ich werde rot. Ich frage mich, wie es dir heute geht. Wie viele Fans du heute hast. Sicher sind es viele. Ich wünsche es dir aufrichtig

Aber zurück an die Ecke. Oh ja, wir erkannten uns. Wir lachten. Wir erinnerten uns. Das Lachen verstummte. Ich blickte auf den Boden. Kaffee? Oder lieber nicht? Als ich aufsah, war die Entscheidung bereits gefallen.

„Ich muss dann weiter.“

„Ja, ich auch.“

So ein Zufall.


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