Phasen, die jeder, der schon mal betrogen worden ist, kennt – und wie man diese übersteht

Betrogen worden: verarbeiten

Etappe 1: der Sturz. Aus schwindelerregenden Höhen erfolgte der harte Aufprall. Wir sind desillusioniert, wütend, unfassbar wütend. Verletzt! Wie konnte der andere nur, dieser Feigling, dieser elende Betrüger. Die Wut, in ihrer rasenden Wucht, könnte alles mitreißen, wie ein reißender Bergbach, der auf dem Weg nach unten alles mit sich nach unten spült. Dazu kommen Trauer, Entsetzen, Panik! Und die Erwartung: Der andere wird sich entschuldigen müssen. Er wird um Vergebung betteln für das, was er getan hat. Aber: Womöglich wird er es nicht. Ist sich seiner Schuld vielleicht sogar gar nicht bewusst – schlimmer noch, interessiert sich gar nicht für Ihre Gefühle. Natürlich liegt jeder Fall anders, in der Liebe lässt sich nichts über einen Kamm scheren. Es lohnt sich nicht, darauf zu warten, dass der andere angekrochen kommt. Ganz klar die dunkelste Etappe.

Glückwunsch! Sie haben das Basislager erreicht. In der zweiten Phase wird es nicht unbedingt heller, aber Sie kommen wieder in Bewegung. Nehmen Ihr Leben wieder in die Hand. Mit der Zeit lichtet sich der Himmel, es kommen Momente, in denen man sich stärker fühlt als zuvor. Das Herz konnte heilen – und dann, wenn die Zuversicht am stärksten ist, zieht plötzlich wieder ein Gewitter auf. Aus dem Nichts kommen Zweifel, brechen Trauer und Verzweiflung wieder über einen herein mit der Wucht eines Eissturms. Aber: Das gehört dazu, wenn man das Betrogen worden sein verarbeitet. Völlig okay! Die dunklen Momente kommen immer wieder, aber mit der Zeit ist man besser gewappnet, die Muskeln, sich gegen den Schmerz zu stemmen, werden stärker. Haben Sie im Hinterkopf: Egal, ob Sie sich wieder versöhnen, oder ob am Ende des Aufstiegs eine Trennung für immer liegt – es ist Ihr Weg und mit jedem Schritt nach oben wird das Herz freier. Das Gefühl, es zu schaffen, und wenn es nur für Sekunden anhält, ist triumphal. Es gilt, dieses auszukosten. Das gibt Kraft.

Selbstwert stärken

Und Kraft brauchen wir: Die nächste Etappe wird noch einmal steinig. Die eigentliche Aufgabe auf diesem Abschnitt des Weges besteht darin, sich mit dem eigenen Selbstwert zu beschäftigen. Denn wer betrogen worden ist, sucht irgendwann die Schuld bei sich selbst: War ich nicht gut genug, nicht sexy, nicht mehr aufregend, nicht schön genug? War ich zu oft müde, vom Job, den Kindern, vom Yoga? Hätte ich mich weniger oft hinter meinem Buch verstecken, aufmerksamer sein sollen? Habe ich etwas übersehen, nicht gesehen? Blicke falsch gelesen? Wie nicht enden wollende Serpentinen können diese Fragen quälen. Doch hinter irgendeiner Biegung wartet die Erkenntnis: nicht die Schuld auf sich nehmen!


Weitere interessante Beiträge