Sind Sie betrogen worden? Es tut unendlich weh. Doch so quälend die Zeit danach auch sein mag, sie birgt auch die Chance, uns selbst wiederzufinden, findet beziehungsweise-Gastautorin Friederike Schön
Wenn man betrogen worden ist, fühlt es sich ein bisschen an, als müsste man einen Berg erklimmen, um den Schmerz zu überwinden. Aber ohne Ausrüstung und Proviant, und der Gipfel scheint unendlich weit weg. Die Wetteraussichten: niederschmetternd. Ein Sturmtief verhindert die Weitsicht. Von den dunklen Wolken in unserem Herzen ganz zu schweigen. Wir liegen kraftlos unten im Tal, zu Füßen seiner steilen Hänge, im Schatten, mutlos, ängstlich. Wissen nicht mal, wie wir auch nur einen Schritt vor den anderen setzen sollen. Wie betäubt, unter einer Glocke der Trauer, unfähig, aufzustehen.
Betrogen worden: was nun?
Irgendwo hinter dem Gipfel wartet das Licht – aber werden wir es jemals sehen? Im Moment scheint alles dagegen zu sprechen. Seien wir ehrlich: Es gibt kein Rezept dagegen – Betrug in der Beziehung macht genauso ohnmächtig wie die Anfangseuphorie – nur andersherum. Während letztere beflügelt, lähmt die Erkenntnis, betrogen worden zu sein; man fühlt sich belogen und enttäuscht. Ausgerechnet von dem Menschen, dem wir unser zerbrechliches Herz in die Hände gelegt haben. Dem wir vertraut, bedingungslos geglaubt haben. Der unseren Pakt verraten hat. Ähnlich wie bei einer Trennung (was ja durchaus die Folge sein kann, von beiden Seiten), durchleben wir auch nach einem Betrug in der Beziehung verschiedene Phasen. Schmerzhaft, aber: Selbst wenn es im Augenblick nicht helfen mag, so dienen diese doch dazu, letztlich wieder auf die Beine zu kommen, die Wunden zu heilen.