Nehmen Sie es nicht persönlich!

Klapper. Klapper. Klapper. Während ich dies schreibe, sitze ich im Zug. Am Tisch spielt ein Vater mit seinen zwei Töchtern ein Würfelspiel. Klapper. Klapper. Klapper. Zehn Würfe pro Minute. Ich habe mitgezählt. Alle sechs Sekunden. Klapper. Klapper. Klapper. Es ist nicht laut. Aber laut genug, um die Musik in meinem Kopfhörer zu übertönen. Das geht so seit 57 Minuten. 570 mal Klapper. Klapper. Klapper.

Kann ich sie bitten, auf einer Zeitung zu würfeln? Oder ist das übergriffig? Niemand sonst scheint es zu stören. Wie kann die das nicht stören? Klapper. Klapper. Klapper. Ich fühle mich, als würden sie es nur für mich machen. Meine Laune ist alttestamentarisch. Mein Nervenkostüm ist heute dünn. War nicht mein Tag. Ich habe mit meinem Vater das Grab meiner Mutter besucht. Er hat geweint, ich habe geweint. Nach wie vor finde ich den Grabstein grauenhaft, den er ausgesucht hat. Davon weiß er nichts. Ich wage es nicht, ihm das zu sagen. Davon wissen die würfelnden Spieler nichts. Das müssen sie ja auch nicht. Aber es stresst mich.

Am liebsten würde ich meine bessere Hälfte anrufen oder eine Textnachricht schicken, wie sehr ich genervt bin. Um mir etwas Trost und Beistand zu holen. Vielleicht auch ein ruppiges: “Stell! Dich! Nicht! So! An!” Aber natürlich gibt es hier in der Ödnis keinen Empfang. Auch das noch!

Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse

Das ist nicht nur ihr gutes Recht. Das ist einfach so. Wo Menschen miteinander leben, kommt es zu Konflikten, weil manche Bedürfnisse entgegengesetzt sind. Weil die eigene Freiheit irgendwie immer die Freiheit eines Anderen einschränkt. Je kleiner die Gruppe, umso wahrscheinlicher. Jedes Paar erlebt dies täglich. In jeder Beziehung kommt der Punkt, an dem ein Partner dem anderen vorwirft: “Könntest du nicht Rücksicht auf mich und meine Wünsche nehmen?”


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