Mein zermatschtes Herz, das heilt

Erinnerungen ausleben

Erinnerungen sind gemeine Biester. Sie kommen aus dem Hinterhalt, packen mich und lassen mich nicht mehr los. Aber ich biete ihnen die Stirn und lebe sie bewusst aus. Ich fühle in mich hinein, um zu verstehen, warum mich diese Erinnerung gerade so malträtiert. Und nachdem ich sie ausgelebt habe, verschwindet sie oft von selbst. Sie zieht einfach wie eine Wolke vorbei. Klar kann sie irgendwann wieder kommen, aber dann bin ich gewappnet, weil ich genau weiß, was in ihr steckt. Sie kann mir nicht mehr schaden.

Diese Wohnung, durch die ich ermattet streife, ist voll von solchen Erinnerungen. Deine Hausschuhe hast du vergessen, sie stehen noch in der Ecke, in die du sie beim Schuheanziehen immer geworfen hast. Das teure Olivenöl, auf das du bestanden hast, thront wie ein Altar in der Küche. Das Plakat, das wir zusammen beim letzten Konzert gekauft haben, hängt noch im Wohnzimmer und lacht mich aus. Aber ich schmeiße das alles nicht weg. Ich könnte und manchmal habe ich auch große Lust dazu. Aber ich lebe jede Erinnerung einfach strikt aus, bis sie verarbeitet ist. Das könnte man auch Selbstgeißelung nennen. Aber ich brauche das irgendwie. Es hilft mir, zu akzeptieren.

Ein fester Rahmen

Ich konzentriere mich darauf, meinem Leben einen festen Rahmen zu geben. Jeder Tag ist erfüllt von Ritualen, die mich zusammenhalten. Ich stehe auf (check!), ich gehe duschen (check!), ich frühstücke (check!). Ich lebe weiter. Wenn auch nur mechanisch. Ein kleiner Fehler im System würde mich zusammenbrechen lassen. Deshalb halte ich mich an meine Routine. Das lenkt mich ab von dir.


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