Mein zermatschtes Herz, das heilt

Aus und vorbei. Christiane Mieth hat sich vorgenommen, die Trennung zu überleben. Aber noch ist sie nicht so weit. Noch überlegt sie, ob sie mutig sein und das Licht anmachen soll

Du bist weg. Gestern hast du endgültig die Tür hinter dir geschlossen und es gibt keinen Funken Hoffnung mehr, dass du zurückkommst. Ich sitze seit Stunden auf dem Sofa und starre Löcher in die Luft. In meinem Kopf schwirren tausend Gedanken, die meisten beginnen mit dem Wort: Warum. Ich stehe auf und streife durch die verlassene dunkle Wohnung. Ich will das Licht nicht anmachen, alles ist mir zu hell. Mir tun die Augen weh. Mir tut alles weh. Jede Zelle meines Körpers. Ich atme schwer und tief durch, weil ich das Gefühl habe, es kommt nichts rein. Keine Luft zum Atmen. Meine Kehle ist zugeschnürt. Ich starre weiter und schleppe meinen Körper von A nach B. Alles. Ist. So. Schwer.

Finito!

Du hast vor ein paar Wochen entschieden, dass du mich nicht mehr liebst. Was sollte ich da noch sagen?! “Bitte bleib doch! Lass es uns noch einmal versuchen”, das hätte nichts gebracht. Ich habe nicht diskutiert oder gekämpft, denn das sehe ich sogar ein: Keine Liebe heißt keine Beziehung. Finito! Mir blieb nur eins übrig: Heulen und leiden und dann mein Herz nehmen und es gegen die Wand schmeißen. Was soll ich noch damit, wenn du es nicht mehr willst?

Nicht durchdrehen

Nun streife ich durch die leere, dunkle Wohnung und versuche, nicht durchzudrehen. Meine Taktik ist es, den Schmerz auszuleben. Bis er irgendwann lächerlich erscheint. Denn jede Heulattacke hat irgendwann ihr Ende und dann sitze ich verheult und nass da und weiß: Jetzt ist es gut. Erst einmal. Das beruhigt mich. Bis sich der Tränentank in mir neu auffüllt und der Liebeskummer-Teufel den Tank umschubst. Aber das dauert eine Weile.

Erinnerungen ersetzen

Nicht durchdrehen. Es muss ja weitergehen. In Scherben stehenbleiben, bringt auch nichts. Ich habe mir kleine Rituale gebastelt, die mich auf den Füßen halten. Ich versuche, jede gemeinsame Erinnerung durch eine neue zu ersetzen. So gehe ich mit meinen Freunden ganz bewusst dorthin, wo wir gemeinsam waren. Ich bin sogar schon einmal extra mit dem Zug die Zugstrecke, die wir so oft zusammen gefahren sind, abgefahren, um die Erinnerung zu ersetzen. Ich schaue ganz bewusst mit Freunden unsere Lieblingsfilme oder höre unsere Musik. Aus Uns muss wieder Ich werden. Die tausend kleinen Fäden, die uns verbinden, werde ich nach und nach kappen.


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