Die schönste Zeit ist immer die, die viel zu schnell vorbeigeht. Leider auch manchmal die, in der man sich verliebt und wieder entlieben muss, weil man sich verabschieden muss. Unsere Autorin Mona Kühlewind hat ihre “Liebe im Schnelldurchlauf” in niemals vergessenen Momenten zusammengefasst
Unsere Zeit war begrenzt – um genau zu sein auf zehn Tage. Es waren die letzten Tage meines Auslandssemesters in deiner Stadt, die so intensiv waren (emotional und körperlich), dass ich mich rückblickend frage, wie so viel in zehn Tagen passieren kann. Letztendlich glaube ich, dass wir einfach die Zeit angehalten haben, wie auch sonst hätten wir es schaffen sollen, uns zu verlieben und entlieben?
Tag 1:
Du streifst meinen Rücken mit deinem linken Arm. Aus Versehen. Du streifst ihn ein zweites Mal. Beabsichtigt. Ich werfe dir ein heimliches Grinsen über die Schulter zu. Du zwinkerst zurück. Von der tobenden Menschenmenge werde ich nach vorne und wieder zur Seite geschubst, von dir weggeschubst. Ich versuche mich noch einmal nach dir umzudrehen, doch kann dich nicht mehr finden. Wieder streift ein Arm meinen Rücken, doch ist es nicht deiner. Ich bin wütend auf die wilde Menschenmasse, die so rücksichtslos einen tanzenden Fuß vor den anderen setzt und mich von dir weggerissen hat, obwohl ich doch eigentlich nie bei dir war. Ich versuche mich wieder auf die betäubende Melodie zu konzentrieren, meinen Puls vom Bass der Musik kontrollieren zu lassen. Doch dann streift mich der nächste Arm. Dieses Mal presst er sich unaufhaltsam in mich hinein. Finger graben sich unter mein Oberteil, krallen sich fest als suchen sie Halt. Ich kreische laut auf, doch geht mein Schrei irgendwo zwischen den Menschen unter. Ich drehe mich um. Es bist du. Du, der sich so fest an mich krallt, als bräuchte er Halt. Ich atme tief aus.
Tag 2:
Braune Augen sind nur braune Augen, bis man sich in jemanden mit braunen Augen verliebt, dann sind sie auf einmal die Welt. Ich kann nicht aufhören, dir in die Augen zu sehen.
Tag 3:
Wir stehen im Sonnenuntergang, der Asphalt atmet die letzten Reste des Tages ein und ich atme tief durch, sauge den Geruch deines Aftershave tief ein. Mit deinen Fingern bindest du mein langes Haar zu einem Zopf zusammen, den du fest nach hinten ziehst. Dann gibst du mir einen Kuss auf die Lippen, willst dich wieder lösen, doch ich halte deine Lippen mit einem vorsichtigen Biss fest. Und so bleiben wir im dumpfen Licht des Sonnenuntergangs stehen, die Lippen aufeinandergepresst als wären sie eins.