In manchen Fällen sind auch mehr als zwei vom Schluss machen betroffen. Haustiere zum Beispiel. Und bei manchen sogar Kinder. Macht man Schluss, aus welchem Grund auch immer, verliert man nicht nur einen, sondern zwei, drei, vier geliebte Menschen. Oder Tiere. Und die geplante Zukunft. Das „für immer“, das man sich einst versprochen hat.
Und dann gibt es natürlich diese Beziehungen, bei denen man sich einfach auseinanderlebt. Es ist ein schleichender Prozess, den man so eigentlich nicht wahrhaben will. Auseinanderleben, das klingt schon so scheiße. Sagen wir lieber, man hat sich entfremdet. Irgendwann hat sich irgendwo der gemeinsame Weg in zwei verschiedene Richtungen aufgeteilt.
Einer ist rechts abgebogen, der andere links und bemerkt hat man es erst, als es schon längst zu spät war, noch einmal umzukehren, um gemeinsam zu entscheiden, welche Biegung man denn nehmen soll. In den meisten Fällen wissen das ja beide, aber irgendwann kommt halt der Streckenabschnitt, an dem es Zeit ist, aufzugeben und die weiße Fahne zu schwenken, weil ein gemeinsames Ziel eben nicht in Sicht ist, nur dass der eine eben früher an diesem Abschnitt ist als der andere, und an dem liegt es dann, die Worte auszusprechen. Wir haben uns auseinander gelebt.
Wir haben uns auseinandergelebt. Das ist wohl der beschissenste Satz, den man sagen kann, wenn man mit jemandem Schluss macht. Naja, nach „Ich lieb dich einfach nicht genug!“ und „Lass uns Freunde bleiben!“ natürlich. Doch wie macht man eigentlich richtig Schluss? Ich meine, so von Anfang an. Ohne diese quälenden Phasen der Ungewissheit und die Gefühlsabwägungen und die Hoffnungsschweife am eher düsteren Horizont. Und ohne all die Floskeln, die man so im Kopf hat, weil man sie irgendwann mal wo gehört oder gelesen oder sich selbst wochenlang zurechtgelegt hat.
Geht das überhaupt, richtig Schluss machen? Also so, dass man dabei keinen schwer verletzt? Nicht das Gegenüber, aber halt auch nicht sich selbst. Es ist ja einfach so: Verletzt man seinen Partner, verletzt man auch sich selbst. Aus einem Zweikampf, bei dem beide ziemlich gleich stark sind, kommt keiner unverwundet raus.
Wie man falsch Schluss macht, das wissen wir. Man hat uns erklärt, dass man zum Schluss machen keine Freunde oder Kurznachrichten schickt. Dass man nicht einfach abhaut, sondern sich der Verantwortung stellt. Wie man falsch Schluss macht, das wissen wir, doch wie man es richtig macht, hat man vergessen uns zu sagen.
Als das letzte Mal mit mir Schluss gemacht wurde, war das ziemlich, ziemlich schlimm. Ich habe geraucht und getrunken, geweint und gelitten und mein Tagebuch mit Tränen, Wein und Worten vollgeschmiert. Und als die Tränen getrocknet, der Wein getrunken und die Worte geschrieben waren, war ich wieder okay.
Ich war okay, bis ich Schluss machen musste. Ich habe wieder geraucht und getrunken, geweint und gelitten und mein Tagebuch mit Tränen, Wein und Worten vollgeschmiert. Die Tränen, die sind nie versiegt, sondern im Laufe der Zeit bloß bitterer geworden. Den Wein, den habe ich einfach nachgekauft. Ich habe so viele Sorten durchprobiert, bis mir nur noch der Wein im Tetra Pack blieb, und auch den habe ich getrunken, bis zum allerletzten Schluck. Doch die richtigen Worte? Die habe ich nie gefunden.