Mit Liebe und Hass ist es ja so: Sie müssen sich nicht immer auf Menschen beziehen. Über die Jahre, die wir nun schon zusammen sind, haben Berlin und ich zum Beispiel so ein Ritual entwickelt: Immer, wenn ich die Stadt verlassen muss, weil sie es mir mal wieder schwer gemacht hat, einfach nur glücklich mit ihr sein zu können, schenkt sie mir so einen Moment, der mir zeigt, dass es falsch wäre, ihr für immer den Rücken zu kehren.
Das klingt jetzt etwas umständlich. Einfach gesagt: Ich glaube, die Stadt will trotz aller Niederlagen und Rückschritte, dass ich wiederkomme. Wieder nach Hause. Ich glaube, das ist diese Hassliebe, von der man immer hört. Man will sie auf keinen Fall loslassen, weil man glaubt, der Hass garantiere einem die Liebe. Zwei zum Preis von einem. Purer Zeitgeist. Und trotzdem würde man lieber nur einen ganzen Sack von dem einen kaufen. In dem Fall natürlich einen Sack voll Liebe.
Wo die Liebe hinfällt, kann man ja nie sagen. Sie passiert einfach so für sich, ohne dass man es will und steuern kann. Hass hingegen, der ist schon sehr konkret. Zumindest erlebe ich das so. Fest. Hart. Konkret. So empfinde ich Hass. Okay, das ist vielleicht ein sehr starkes Wort, also Hass an sich, genau wie Liebe auch, aber Hass macht es mir nicht schwer, Worte für ihn zu finden.
Ich hasse ja relativ viel. Nazis zum Beispiel. Oder Haie. Wirklich, ich hasse Haie. Und ich weiß nicht einmal genau wieso. Und trotzdem üben sie auf mich eine solche Faszination aus, dass ich geradezu besessen von ihnen bin. Wenn irgendwo ein Haifilm läuft, muss ich ihn sehen. Wenn irgendwo ein Buch über Haie erscheint, muss ich es lesen.
Jedes Poster, jedes Shirt, auf dem ein Hai zu sehen ist: Ich muss es haben. Verdammt, ich habe sogar einen Hai tätowiert. Weil ich diese Tiere hasse – und ich liebe das Tattoo. Genau wie ich Haie auch irgendwie liebe. So versucht man vielleicht immer instinktiv die Liebe gegen den Hass gewinnen zu lassen.