Deshalb suchen wir und sabotieren unsere Beziehung mit jedem Tag, der vergeht, ein bisschen mehr. Bis wir irgendeine Nichtigkeit so weit aufgeblasen haben, dass aus einer Mücke ein Elefant geworden ist oder wir einen Grund erfunden haben, der unserem Unterbewusstsein plausibel erscheint und eine Trennung rechtfertigt. Absurdester Trennungsgrund, den ich dieses Jahr gehört habe: „Er muss morgens um 4 aus dem Haus zur Arbeit, danach kann ich nicht mehr einschlafen und das versaut mir den ganzen Tag.“
Warum wir das tun, ist schwer erklärbar. In erster Linie ist so ein Verhalten unserer inneren Stimme geschuldet. Ähnlich einem Mechanismus hat sich diese Stimme in den ersten zehn Jahren unseres Lebens in unserem Kopf entwickelt. Ihr Mahnen hat uns vor dem Schlimmsten bewahrt, was wir uns als Kinder vorstellen konnten: Strafe und Ablehnung. Um das zu vermeiden, verinnerlichten wir sämtliche Kritik, Gebote und Verbote der Erwachsenen und hier in erster Linie das, was von unseren Eltern kam.
Für kleine Kinder ist das durchaus sinnvoll, für Erwachsene meist überflüssig und manchmal sogar schädlich. Denn diese Stimme sät permanent Zweifel und überträgt die negativen Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft. Am Ende steht dann fast immer das Gleiche: Selbstzweifel und die Angst vorm Scheitern.
Statt mutig dagegen anzugehen, ziehen wir dann oftmals den Schwanz ein und stellen uns den selbstgeschaffenen Problemen nicht mal. Weil wir nicht erkennen, dass diese Stimme etwas Künstliches ist, dass wir selbst in unserer Kindheit geschaffen haben und nur deshalb ein Teil von uns ist. In keiner Art und Weise entspricht sie unserem wahren, erwachsenen Wesen oder unserer Persönlichkeit.