Ich liebe dich weniger als du mich

Aber es ist eben auch schwierig, mit dem Bewusstsein umzugehen, dass man derjenige ist, der weniger intensiv liebt und hierdurch einen großen Beitrag zur wechselseitigen Verwirrung leistet. Das führt zu Gewissensbissen und Schuldgefühlen, wenn man nicht völlig abgestumpft ist. Und manchmal zu dem verzweifelten Wunsch, „das“ irgendwie zu ändern.

Herz, mach doch mal was! Aber dieses Stoßgebet lässt unser Herz leider ziemlich kalt. Liebe lässt sich nicht erzwingen. Liebe ist Freiheit. Also bleibt alles beim Alten – bei der alten Differenz. Unschön, einfach nur unschön!

Was ist die Lösung, wenn sich nichts an der Liebe selbst ändern lässt?

Lernen, die Differenz anzunehmen. Einen anderen Weg gibt es nicht, wenn man sich innerlich nicht von seinen eigenen Erwartungen einer harmonisch ausbalancierten Liebesbeziehung zerreißen lassen will. Das ist wirklich alles andere als leicht. Aber es gibt Bereiche in unserem Leben, in denen wir das geschafft haben. Auch ganz triviale. Wenn wir uns abends gemeinsam mit unserem Partner einen Film anschauen und er ihn „absolut oscarreif, megagut“ findet und wir ihn „wirklich gut“, dann haben beide einen schönen Abend gehabt. Aller „Differenz“ zum Trotz.

In der Liebe, so die Hoffnung, kann das ähnlich sein. Oder noch werden.


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