An manchen Tagen droht sie, mich zu ersticken. Das sind die seltenen Momente, in denen sie nach außen dringt, in denen auch mein Partner merkt, dass mit mir irgendwas nicht stimmt. Meine Verlustangst greift mich an, heimtückisch und aus dem Hinterhalt, obwohl zwischen ihm und mir alles okay ist, sogar noch besser als okay, und es keinen Grund, nicht mal ein klitzekleines Anzeichen dafür gibt, dass mein Freund mich von jetzt auf gleich verlassen könnte. Und dennoch fühlt es sich so an. Es fühlt sich noch viel schlimmer an. Nämlich so, als wäre er schon weg. Als hätte ich nie mehr die Möglichkeit, mit ihm zu reden, ihn zu berühren, seine Nähe zu spüren. Obwohl er direkt neben mir liegt. Mich festhält. Und mir sagt, dass er mich liebt.
Meine Verlustangst ist ein inneres Erleben, das man von außen fast nicht spürt. Und dennoch ist sie da. Begleitet mich auf Schritt und Tritt. Sie ist ein diffuses Gefühl, das sich mir aufdrängt und auch dann einfach nicht verschwinden will, wenn ich sie von allen Seiten beleuchtet, rationalisiert und mir gesagt habe, dass alles gut ist.
Das Schlimmste an meiner Verlustangst ist, dass ich so oft mit ihr alleine bin. Und dass es kaum jemanden gibt, der auch fühlt, was ich fühle. Der den Schmerz versteht, den ich dank ihr erlebe. Ein Schmerz, der sich nicht heilen lässt, nur weil da jemand ist, von dem ich weiß, dass er mich liebt. Den man gar nicht erst zu beschreiben versuchen muss, weil er für einen selbst kaum greifbar ist. Schließlich gibt es keinen Grund, ihn zu verspüren, wenn man nicht im Moment verlassen wird, oder gerade verlassen worden ist.