Es gibt Menschen, die sich Tag um Tag darüber Sorgen machen, dass ihr Partner oder ihre Partnerin sie plötzlich verlassen könnte. Unsere Autorin Jana Seelig ist eine von ihnen. In ihrer neuen Kolumne erzählt sie, wie es sich anfühlt, unter Verlustängsten zu leiden
Es ist ein diffuses Gefühl, das sich mir aufdrängt und auch dann einfach nicht verschwinden will, wenn ich es von allen Seiten beleuchtet, rationalisiert und mir gesagt habe, dass alles gut ist. Ein Gefühl, das auch dann noch präsent ist, wenn mein Partner mich in seinen Armen hält und mir auf diese Art versichert, dass er da ist. Dass er für mich da ist, mich liebt und mich auch nicht verlassen wird.
Ich weiß nicht, wann ich es zum ersten Mal gefühlt habe, wann es anfing, mich so stetig zu begleiten. Und auch, dass ich weiß, woher es kommt und dass es nur so ein Gefühl ist, das in mir, allein in mir ist, hilft mir nicht, meine Verlustangst abzustreifen. Ich trage sie wie eine zweite Haut, die längst zu eng für mich geworden ist.
Meine Verlustangst ist kein Klammern an meinen Partner, den ich in dem verzweifelten Versuch, ihn festzuhalten, immer weiter von mir wegtreibe. Sie ist ein inneres Erleben, das man von außen gar nicht spürt. Und dennoch ist sie da. Selbst in den glücklichen Momenten. Besonders aber dann, wenn ich mich einsam fühle, obwohl ich gar nicht einsam bin.