Großzügig sein – ohne Angst, ausgenutzt zu werden

Wer liebt, ist großzügig

Mit glücklich Verliebten ist es ja so: Sie sind die mutigsten Menschen der Welt. Sie sind die großzügigsten, sie glauben an das Gefühl, dass sie verbindet. Sie sind mit sich und der Welt im Einklang. Weil da ein Gegenüber ist.

Weil sie vertrauen.

Wer liebt, rechnet nicht auf. Er verteilt seine Gefühle freigiebig. „Ich könnte die ganze Welt umarmen“, dieser Satz beschreibt diesen Glückszustand treffend. Wenn wir lieben, erwarten wir nichts vom anderen. Wir wollen nur, dass es ihm gut geht. Das Ideal der altruistischen Liebe heißt Agape: Wenn es meinem Partner gut geht, dann geht es mir auch gut.

Wenn die Liebe geht, verlieren wir nicht nur den Halt, sondern auch das Vertrauen. Nicht nur in den, der uns Liebe schwor und nun über alle Berge ist. Wir verlieren auch das Vertrauen in uns selbst. Wie konnten wir so blind sein? Warum haben wir das Desaster nicht kommen sehen? Wieso sind wir zu gutmütig? Wieso gehen wir so großzügig mit unseren Gefühlen um?

Mauern ist keine Lösung

Die Unsicherheit breitet sich aus. Sie wächst wie ein Mückenstich, den man aufkratzt und der immer größer und schlimmer wird und uns infiziert. Wir verurteilen uns dafür, dass wir uns geöffnet haben. Dass wir Vertrauen schenkten. Dass wir geliebt haben. Dass wir zu großzügig mit unseren Gefühlen waren.

Wir wurden verletzt. Haben Fehler gemacht. Waren schwach – zu schwach? Wir sagen dann zu unseren Freundinnen Sätze wie diese:

  • „Ich muss aufpassen, dass ich nicht wieder verletzt werde.“
  • „Ich bin jetzt lieber vorsichtig.“
  • „Ich werde mich erst einmal zurück ziehen.“

Du liebst mich nicht
Du liebst mich einfach nicht
Du liebst mich nicht
Und deshalb lieb’ ich dich jetzt auch nicht mehr
(Sabrina Setlur: „Du liebst mich nicht“, 1997)


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