Das Herz gebrochen, das Vertrauen gestört. Oftmals reagieren Menschen auf Trennungen mit Rückzug. So wollen sie verhindern, dass sie (wieder) ausgenutzt werden. Warum das der falsche Weg ist, weiß beziehungsweise-Autorin Simone Deckner
„Frauen stehen nun mal auf Arschlöcher!“, sagt mein guter Freund. Er ist total geknickt. Es ist spät, der Alkohol hat ihn erst aufmüpfig, später dann noch trauriger gemacht, als er es ohnehin schon ist. Weil es vorbei ist mit seiner Freundin. Schluss. Aus. Finito.
Die Arschlöcher, genauer ein besonders großes namens Tim, hatten gewonnen. Mit seiner Arschlochart hatte er die Ex-Freundin meines guten Freundes umgarnt, zappeln lassen und am Ende für sich gewinnen können.
Wie das angehen könne? Das wollte mein guter Freund von mir wissen. Wie das bitte sein könne? Er tippte mir auf die Schulter, mehrmals: „Du musst das doch wissen. Du als Frau!“
Wer liebt, macht sich angreifbar
Leider wusste ich in der Sekunde nicht sofort, was ich zu seiner Beruhigung hätte antworten können. Was ich hingegen wusste: Dass sein abschließendes „Ich bin einfach zu nett. Wieso lasse ich mich auch so leicht ausnutzen?“, mich fast noch trauriger machte als die Tatsache, dass er fortan für ein paar Monate mit gebrochenem Herzen durch die Stadt laufen würde.
Any heart not tough or strong enough
To take a lot of pain, take a lot of pain
Love is like a cloud, it holds a lot of rain
Love hurts
Ooh love hurts
(Nazareth: „Love Hurts“, 1975)
Mit der Liebe ist es ja so: Man muss mutig sein, um sich auf sie einzulassen. Sich in jemanden vergucken aus der Distanz, so etwas mag ja noch irgendwie funktionieren – lieben nicht. Wer liebt, macht sich angreifbar. Automatisch. Ohne Wenn und Aber. Liefert sein Herz unzähligen Gefahren aus. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihre beste Freundin oder ihre Mutter.
Weil im echten Leben nicht ständig die Fab Five aus „Queer Eye“ plötzlich auf der Türschwelle auftauchen und alles wieder ins Lot bringen können, müssen wir selbst da durch. Durch die Angst, dass er uns betrügt. Durch die Unsicherheit, dass sie die Witze des besten Freundes womöglich lustiger findet als die eigenen. Durch die wiederkehrende Befürchtung, dass das Glück, was einen in diesem Moment schier zu zerreißen droht, womöglich nicht von Dauer ist.