Lisa senkt den Kopf, als würde sie sich schämen. „Ja“, sagt sie leise, „ich komme mir undankbar vor. Meine Freundinnen beneiden mich um Paul. Und ich, ich leide darunter, dass ich wesentlich mehr verdiene als er, dass er im Grunde genommen ein Künstler ist, der von seinem Schreiben kaum leben kann, er kann es, es ist allerdings ein bescheidenes Leben.
Lisa überlegt: „Das entspricht Paul, er ist bescheiden, er braucht diesen ganzen Schnickschnack nicht, den viele Männer brauchen, um sich selbst zu beweisen, was für ein toller Hecht sie sind. Paul ist einfach durch sein bloßes Sein ein toller Hecht“, sagt Lisa, und ihre Augen leuchten, man spürt, dass sie diesen Mann wirklich liebt.
„Wie konventionell ich doch bin“
„Es ist nicht so, dass Paul keine Ansprüche hat, kein Ästhet ist, kein Genießer, das teilen wir, wir mögen ein geschmackvolles Leben, wir lieben zum Beispiel gutes Essen. Paul kann hervorragend kochen. In ein teures Lokal gehen, das ist allerdings nicht drin“, erklärt Lisa. „Dann müsste ich das bezahlen, doch das möchte Paul nicht. Er stellt sich auch wirklich lieber selbst an den Herd. Und es ist himmlisch, was er kocht. Es ist mir sehr wichtig, das zu betonen: Paul lässt sich in keiner Weise von mir aushalten. Weil das so ist, habe ich mich ihm angeglichen, das macht mir auch eigentlich nichts aus. Im Grunde genommen brauche ich keine kostspieligen Restaurant-Besuche. Nur eine tolle Reise möchte ich mit ihm machen, ein richtig schickes Hotel am Meer, doch das ginge nur, wenn ich es bezahle. Und das stört mich: Ich will irgendwie, dass Paul das bezahlen könnte und es auch tut. Ich traue mich kaum, das zu denken, geschweige denn zu sagen, ich bin über mich selbst erstaunt und erschrocken, wie konventionell ich doch bin, dass ich tatsächlich erwarte, dass mir ein Mann materiell die Welt zu Füßen legt, dass er mich versorgen kann, dass er mich mit Geschenken verwöhnt.
„Ich weiß, dass das allein nicht glücklich macht, wenn ein Mann einen zu einer Shoppingtour nach London einlädt“
„Es ist verrückt, ich habe das mit anderen Männern erlebt, dass sie Kohle verdient haben ohne Ende, doch ich war mit keinem so glücklich wie mit Paul. Ich weiß eigentlich ganz genau, dass das nicht glücklich macht, wenn einer Dir sagt, ich lade Dich am Wochenende zur Shoppingtour nach London ein. Und dann kauft er einem die teuersten Kleider, und abends sitzt man mit ihm im 4-Sterne-Restaurant und man schweigt und stochert im Essen herum. Oder man fängt damit an, dass man sich ein Kind wünscht, das viel mehr als die ganzen Kleider, und der Mann blockt ab. Dann fühlt man sich wie eine Mätresse, traurig, allein, gekauft.