Weshalb das Hinterfragen der Trennungsgründe oft schlimmer ist als die Trennung selbst
Egal ob man eine Beziehung auf eigenen Wunsch beendet, sich einvernehmlich trennt oder vom anderen verlassen wird: Schmerzhaft ist es meist für beide Seiten – zumindest, wenn man einige Jahre Seite an Seite verbracht und sich vielleicht sogar Heim und Familie aufgebaut hat. Ist das Ende dieser Ära nun durch nichts mehr abzuwenden, quälen sich beide mit den immer gleichen Fragen nach dem Warum. Warum ist die Liebe gescheitert und wann fing das eigentlich an? Wie konnte ich mich überhaupt jemals für diesen Menschen entscheiden, war das denn alles nicht abzusehen? Warum hab ich nicht selbst den Schlussstrich gezogen oder auch: Was ist denn verdammt nochmal falsch mit mir, was hat der neue Partner, was ich nicht habe, und warum bin ich nur so, wie ich bin?
Darum.
Eine bessere Antwort gibt es im Grunde nicht. Keine Erklärung der Welt wird einem helfen, den Schmerz zu vergessen, die Pfeile aus der Brust zu ziehen und lächelnd weiterzuziehen. In endlosen Grübelschleifen die Ursachen einer Trennung unter dem Mikroskop zu sezieren, hilft in Wahrheit niemandem. Denn wenn man ehrlich ist, geht es gar nicht darum, tatsächlich alle Details zu verstehen. Sondern vielmehr darum, sich selbst für diese oder jene Entscheidung Vorwürfe zu machen. Im Ernst: Wie viele Leute heiraten und lassen sich früher oder später wieder scheiden? Genau, so einige. Und sind sie deshalb alle blind oder wenigstens sehr, sehr kurzsichtig? Gewiss nicht. Denn kaum ein Mensch trifft wohl so bedeutsame Entscheidungen wie die, mit wem er alt werden möchte, aus einer Laune heraus. Und wer wählt schon wissentlich einen Partner, der einem nicht gut tut – mental oder körperlich?