Einsam zweisam


Ich möchte deine sanfte Haut streicheln wie früher, als wir dieses Begehren ständig gespürt haben und wir diese Augenblicke der Lust immer wieder gebraucht haben, um zueinander zu finden. Nur in diesen besonderen Stunden war es mir möglich, nicht mehr nachzudenken, einfach alles um mich herum zu vergessen und mich fallen zu lassen. Jetzt traue ich mich nicht, dich aufzuwecken, um keine Zurückweisung zu erleben. Ich bleibe auf meiner Seite des Bettes und weiß nicht mehr, wie ich diese Mauer zwischen uns zerstören kann.

Einen Ausweg aus dem Labyrinth suchen

Hatte unsere Liebe je eine Chance zu überleben? Das fragte ich mich immer wieder, aber mir war bewusst, dass die Dämonen aus meiner Kindheit immer mehr Raum eingenommen haben. Das Gefühl der Einsamkeit brachte ich leider mit in die Beziehung, ohne dass ich sie am Anfang erkannt habe – als es noch möglich gewesen wäre, darüber zu reden, um gemeinsam einen Ausweg aus diesem Labyrinth zu suchen. Vielleicht hättest du mich wachrütteln sollen, statt einiges unter den Teppich zu kehren, um unsere zerbrechliche Harmonie nicht noch mehr zu gefährden. Dir hat manchmal die Energie gefehlt und du bist mir lieber aus dem Weg gegangen.

Ich erinnere mich an einen Abend, als ich deine Freunde nach dem Essen nicht mehr ertragen konnte und ich vorgab, erschöpft zu sein, um endlich in unser Schlafzimmer flüchten zu können. Danach lag ich wach, hörte euer Lachen und spürte, wie fremd wir uns geworden waren, weil ich keinen Zugang zu deiner Welt gefunden hatte. Ich glaube immer noch, dass Unterschiede sich anziehen. Allerdings werden ohne gemeinsame Ziele die Risse in der Beziehung mit der Zeit immer sichtbarer. Es braucht den Wunsch, füreinander da zu sein, die Schwächen des Anderen zu akzeptieren und sich Mühe zu geben, immer ehrlich zu sein. Es ist wichtig, nicht zuzulassen, dass der Partner sich immer mehr zurückzieht und, sofern ein Funken Liebe noch existiert, seine Hand festhalten, sie nicht loslassen – auch, wenn kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.

Wir haben uns viel gegeben

In der Dunkelheit kann ich deinen schönen Körper nur erahnen, deine langen Haare verdecken dein Gesicht, das ich nie aufhören wollte anzuschauen. Wird es dir ohne mich besser gehen? Wirst du mit einem anderen Mann glücklicher? Hilft es noch, wenn ich Fehler zugebe und versuche, mich zu ändern oder ist alles schon zu spät? Ich sollte dich aufwecken, dir sagen, dass ich dich liebe und dass alles gut wird. Wieder lähmt mich diese Angst, ich versuche etwas Schlaf zu finden und flüchte in meine Träume. Beim Aufwachen werden wir vielleicht noch einmal einen Moment der Zärtlichkeit erleben, aber der fühlt sich nicht mehr so intensiv an wie früher. Wir schweigen. Du schließt die Augen. Das Streicheln wirkt mechanisch wie in einem Film, den man früher so sehr mochte, aber inzwischen auswendig kennt.

Wir haben uns viel gegeben und falls unsere Wege sich wieder trennen sollten, dürfen wir nicht mit Bitterkeit zurückblicken. Ich möchte dich nicht gehen lassen, aber ich weiß nicht mehr, wie ich dich festhalten kann. An der Art, wie du mich ansiehst, spüre ich, dass dein Herz immer mehr verschlossen bleibt. Ich bin dir fremd geworden und du empfindest keine Sehnsucht mehr nach meinen Küssen.

Es werden wieder Tränen fließen, denn nichts ist destruktiver als das Schweigen.


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