„Ich bin fremdgegangen“
Anstatt auf der Dachterrasse, saßen wir dann auf der Couch. Traurig sah ich aus dem Fenster, den letzten Sonnenstrahlen entgegen. Diesen Abend hatte ich mir ganz anders ausgemalt.
Und dann, nachdem wir eine ganze halbe Stunde einfach nur so dasaßen, du hin und wieder an deinem Bier nipptest und ich dir einen bösen Blick nach dem anderen zuwarf, ergriffst du das Wort. „Ich muss dir was sagen“, fingst du an. „Ok“, nickte ich dir zu. Du atmetest dreimal tief ein und aus. Ich konnte sehen, wie sich deine Lungenflügel mit Luft füllten. Du beugtest dich zu mir rüber, sahst mir jetzt direkt in die Augen und hieltest meinen Arm so fest, dass ich gerne geschrien hätte, dieses Mal aber nur ein leises, letztes Fiepen von mir gab, was du mit einem noch festeren Griff zum Schweigen verurteiltest. „Ich bin fremdgegangen“, schlucktest du und hieltest die Luft an. Keine Sekunde später und ich riss meinen Arm von deiner Hand los und gab dir meine allererste Ohrfeige – spätestens jetzt wusste ich, dass ich ein echtes „Bad Girl“ bin.
Meine Träume erwecken die Erinnerungen an dich und unsere Zeit
Natürlich hätte ich mir gewünscht, dass dieser Tag nie kommen muss, dass es gar nicht erst passiert, also dieses Fremdgehen, diese Trennung.
Und auch wenn du jetzt auf meiner Idioten-Liste einen Platz ganz oben gefunden hast, komme ich nicht von dir los. Da sind diese Träume, die die tiefsten Erinnerungen an dich und an unsere gemeinsame Zeit wecken, mich an sie ketten, irgendwie fesseln. Manchmal versuche ich mich loszureißen, von diesen Erinnerungen, doch die Fesseln sind oft viel stärker als ich und ich gebe mich damit ab, für immer die Gefangene unserer Erinnerungen zu bleiben. Alles deine Schuld, du Idiot.
Viktoria Schedel
Redaktion
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