Du bist gegangen, ohne dich umzudrehen

Was bleibt, ist die Abwesenheit

Wieder ist ein besonderer Mensch aus meinem Leben verschwunden. Was bleibt, ist die Abwesenheit. Du wirst nicht zurückkommen. Ich habe ein letztes Mal versucht, dich umzustimmen. Es fiel mir nicht leicht, dir diese Mail zu schreiben. Ich war innerlich schon auf eine negative Antwort vorbereitet. Ich wollte nur nichts unversucht lassen. Begriffe wie Stolz oder Konsequenz spielen für mich keine Rolle. Mir war bewusst, dass wir bereits zu oft die rote Linie überschritten hatten. In welche Richtung hätten wir diesmal gehen sollen, um unsere Konflikte zu lösen? Ich hätte auch keine Antwort mehr gewusst. Ich stellte mir vor, dass ich dir ein imaginäres Buch über unsere Geschichte zeigte. „Schau es dir an, nimm es in die Hand und lies es zu Ende.“ Wir könnten gemeinsam noch ein neues Kapitel schreiben. Wir hätten uns noch viel zu geben. Diese Gedanken ließen mir oft keine Ruhe. Dann wusste ich, dass die seelische Krankheit noch nicht besiegt war. Ich sollte geduldig mit meinem Schmerz umgehen.

Ich lernte, Trauer zuzulassen

Trotz einer innerlichen Leere versuchte ich, mein Leben zu meistern. Ich wollte den Verlust nicht kompensieren. Ich empfand nicht wirklich das Bedürfnis, mit Freunden darüber zu reden. Es gab nichts mehr zu sagen, außer dass ich mich unglücklich fühlte. Ich lernte, Trauer zuzulassen, statt sie zu leugnen. Keiner von uns beiden hatte den anderen dauerhaft bei WhatsApp oder Facebook blockiert. Diesen Ratschlag finde ich genauso sinnlos, wie alte Fotos zu löschen. Sicher hättest du aus meiner virtuellen Welt verschwinden können, aber danach hätte mich dein Geist ständig verfolgt. Ein Teil meines Herzens wurde amputiert, aber ich muss die Phantomschmerzen noch eine Weile ertragen. Ich weiß, dass es nicht hilfreich ist, sich regelmäßig Bilder von früher anzuschauen und ich gebe mir Mühe, es zu vermeiden. Manchmal musste ich mich einfach nur betäuben. Ich riskierte mich wieder in der Scheinwelt des virtuellen Datings.