Die schwere Kunst des Loslassens

Ihre Beziehung ist, ohne großes Drama, in die Schieflage geraten. Tief im Inneren wissen Sie, dass da auch nichts mehr zu retten ist. Und trotzdem sind Sie nicht in der Lage einen Schlussstrich zu ziehen. Es ist an der Zeit, Loslassen zu lernen

Fast ein ganzes Jahr lang habe ich von meiner Freundin M. gehört, wie unwohl sie sich in ihrer Beziehung fühlt. Das Energielevel ihres Partners bewegt sich zwischen 0 und 2, M. hingegen ist die totale Macherin. Mehrfach hat sie ihn darum gebeten, doch in die Hufe zu kommen. „Richtig schlecht“ sei ihr geworden, wenn sie nach Hause kam und er schon wieder vor einem Computerspiel saß. Und trotzdem wollte sie so gerne, dass es weiter funktioniert mit ihnen, hat gefühlt tausend Vorschläge zur Verbesserung der Situation gemacht. Ohne Erfolg. Letzte Woche hat sie sich dann nach insgesamt drei Jahren endlich getrennt. Und stellte anschließend fest, dass sie „wie befreit“ sei. Auch wenn sie immer noch liebevolle Gefühle für den Mann hegt und sehr traurig über das Ende der Beziehung ist. Aber wie bisher wollte sie nicht leben.

Was ist gut für mich? Und was nicht?

Zu erkennen, was gut für einen ist und was nicht, ist der erste große Schritt in Richtung Loslassen. Dazu muss man sich jedoch zunächst aus einer selbst gebauten Falle befreien: Dem verklärten Bild einer Beziehung, das man sich über einen langen Zeitraum im Kopf gemalt hat. Mitsamt all seinen Zukunftsszenarien. Betrachten Sie es als interne Entrümpelung mit anschließender Renovierung. Wann haben Sie Ihre Bedürfnisse und Wünsche das letzte Mal mit der Realität abgeglichen? Sich selbst auf den neusten Stand gebracht? Der Schmerz über eine vielleicht anstehende oder bereits vollzogene Trennung vernebelt dabei erstmal die klare Sicht auf die Lage. Für den Anfang hilft eine ganz profane und schonungslos ehrliche Wollen/Haben Liste. Loslassen bedeutet auch, sich von Gewohnheiten zu trennen die man schon lange nicht mehr hinterfragt hat.

Loslassen ist Entrümpelung mit anschließender Renovierung

Es gibt zudem einen Punkt an dem man den Partner ziehen lassen sollte. Wenn Sie vor ihm merken, dass er Sie eigentlich gar nicht liebt. Wenn irgendwann fest steht, dass Sie Kinder wollen und er nicht. Oder wenn, im schlimmsten Fall, er sich in eine andere Frau verliebt hat zum Beispiel. Dabei geht es nicht darum, den Weg frei zu machen für das Glück des Anderen. Sie sollen sich weder als würdige Nachfolgerin für den Posten des Dalai Lama qualifizieren noch für Ihren Partner mitdenken. Es geht alleine um Sie! Ihre seelische und körperliche Gesundheit. Übelkeit, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit gehören nicht dazu. Und warum wollen Sie mit einem Mann zusammen sein, der Ihnen das Leben schwerer macht?


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