Bei der folgenden Übung geht es darum, deiner inneren Melodie zu folgen und deine Gedanken und Empfindungen in einem Bewusstseinsstrom aufs Papier zu bringen. Ich werde dir einige Begriffe anbieten, mit denen jeder etwas anderes verbindet. Versuche, diese Begriffe in dein Inneres fallen zu lassen wie einen Stein ins Wasser, und beschreibe die konzentrischen Kreise, die sich gedanklich und emotional um sie in dir bilden. Diese Methode des Bewusstseinsstroms wird auch Mind-Mapping genannt. Um einen zentralen Begriff werden unzensiert Assoziationen notiert. Der Begriff oder der Satz, der in der Mitte steht, erzeugt in dir wie der Stein im Wasser Wellen, die sich von ihn/dir entfernen, nicht linear, sondern in Kreisen. Die Assoziationen, die dir zu diesem Begriff einfallen, können zu einem weiteren Stein werden, der wiederum neue Wellen auslöst, während er in dein Bewusstsein hineinsickert.
Als Freestyler folgst du mithilfe dieser Methode deinem Bewusstseinsstrom, indem du frei assoziierst und dich am Spiel berauscht. Wenn du bereit bist, nimm den ersten Stein, den ich „Vertrauen“ nenne, und fang an, darüber zu schreiben. Und zwar alles, was dir spontan dazu einfällt. Beginne ein Gespräch mit deinem Bauchgefühl und befrage es nach seiner Vorstellung von Vertrauen. Zeichne Kreise um jeden neuen Gedanken, der dir dazu einfällt, und wenn von ihm eine neue Welle ausgeht, umkreise auch diese. Im Brainstorming gibst du alle Vorstellungen auf und zapfst deine innere Quelle an. Gib dir für diese Übung zehn Minuten ohne Unterbrechung. Wenn du stockst, können dir folgende Fragen weiterhelfen: Was löst das Wort Vertrauen in mir aus? Welche Ereignisse, Themen und Menschen verbinde ich damit? Gibt es eine Farbe oder eine Musik, die für mich Vertrauen verkörpert? Oder eine Märchenfigur? Vielleicht einen bestimmten Duft, der mir hilft zu vertrauen? Ob du lange oder kurze Sätze formulierst, ist vollkommen gleichgültig. Wenn dir danach ist, brich Sätze ab oder forme neue Begriffe. Verleihe dem Rauschen in dir Ausdruck. Wenn die Zeit rum ist, beende das Experiment, ohne eine Korrektur vorzunehmen. Womöglich schält sich, wenn du zu einem späteren Zeitpunkt darauf blickst, eine für dich relevante Erkenntnis oder Antwort heraus, die zu dir kommt, ohne dass du sie gesucht hättest.
Solltest du weiter brainstormen wollen, pausiere erst einmal kurz, um wieder aufnahmefähig zu sein. Höre Musik, tanze oder entspanne. Erst dann setze zu einer weiteren zehnminütigen Improvisation an. Diesmal lass den Satz „Absichtlich schreibe ich absichtslos“ in dich hineinfallen. Was löst er in dir aus? Was gefällt oder missfällt dir daran? Stelle dir deine eigenen Fragen, auch auf dem Papier, und beobachte den Wellengang deines inneren Gedankenflusses. Setze den Stift nicht ab oder höre nicht auf zu tippen. Forme Kreise um deine Assoziationen, die frei aus dir heraus fließen dürfen. Schenk dir nach zehn Minuten wieder eine Unterbrechung. Zu einem späteren Zeitpunkt wirst du deinen Text betrachten und dich selbst vielleicht mit ein paar Gedankenperlen überraschen, wer weiß.
Du kannst diese Methode selbst fortsetzen, mit immer neuen Gedanken und Gefühlen, die du ins Zentrum setzt, um viele weitere Zentren zu entdecken. Wenn du durch diese Methode auf neue Ideen kommst, kannst du diese verwerten und Texte daraus zimmern.