Bei manchen Themen scheiden sich die Geister in unserer Redaktion. Diesmal: Wenn die beste Freundin mit dem Ex anbandelt
Der größte Vertrauensbruch
Grundsätzlich entscheidend ist, denke ich, der Trennungsgrund. Wird man verlassen, liebt man den anderen noch, kann diese Konstellation das ganze Weltbild zerstören. Ich war damals ganz und gar nicht einverstanden mit der Trennung und immer noch schrecklich verliebt. Verlassen zu werden, ist in diesem Fall schon schlimm genug, kommt dann noch dazu, dass die beste Freundin ein Grund dafür ist, bricht alles zusammen. Als ob Liebeskummer an sich nicht schon ausreichen würde, verliert man zudem noch die beste Freundin und die Schulter zum Ausheulen fehlt.
Und dann beginnt das Gedankenkarusell: Seit wann geht das schon? Was haben die beiden eigentlich gemacht, wenn ich nicht dabei war? Kuschelt er jetzt mit ihr? Holt er sie von der Schule/Uni/Arbeit ab?
Wäre seine Neue eine Fremde gewesen, wären all diese Vorstellungen nicht so konkret und deshalb auch so verletzend gewesen. Und wäre ein bisschen Zeit verstrichen, hätte mich die Doppelkeule vielleicht auch nicht ganz so hart getroffen. Aber grundsätzlich gilt für mich: Der oder die Ex ist tabu!
Es sei ihnen gegönnt!
Als ich meine erste große Liebe verließ, weinten wir beide bitterliche Tränen. Wir hatten uns die gemeinsame Zukunft so rosig ausgemalt. Die Realität und unser beider Entwicklung in unterschiedliche Richtungen machte uns einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Nach rund vier Jahren war es Zeit, Good-Bye zu sagen.
In dieser harten Phase an meiner Seite: meine liebste Freundin. Sie reichte Taschentücher, öffnete die Flasche Wein, ging Zigaretten kaufen und hielt mich fest, wenn ich an ihrer Schulter schluchzte.
Nach einigen Wochen jedoch merkte ich, dass etwas nicht stimmte: Auf meine Frage, was sie am gestrigen Tag gemacht habe, druckste sie herum. Auch fragte sie erstaunlich häufig, wie ich rückblickend die Beziehung bewerten würde und wie ich mit seinen Macken umgegangen sei. Wir kennen uns seit Kindertagen, mir konnte sie nichts vormachen. Und so sprach ich sie direkt drauf an: “Sag mal, seid ihr ein Paar?” Treffer versenkt. Unter Tränen gestand sie mir, dass meine Vermutung zutraf. Sie hatten Angst, es mir zu sagen und ein schrecklich schlechtes Gewissen.
War ich sauer? Traurig? Enttäuscht? Nein. Zwei Menschen, die ich liebe oder geliebt habe, lieben sich. Das ist doch wunderschön. Die Gefühle entwickelten sich erst nach der Trennung – von Untreue seinerseits oder Hintergehen ihrerseits also keine Spur.
Der Haken: Ich war die Einzige in dem Trio, die das aufrichtig locker nahm. Die frisch Verknallten brauchten einige Monate, bis sie sich mir gegenüber normal verhalten konnten. Und, klar, die zwei das erste Mal Händchenhaltend zu sehen, versetzte mir einen Stich. Aber nur einen ganz kurzen. Dann überwog die Freude, dass sich zwei wunderbare Menschen gefunden hatten.