Die Angst vor der Liebe

Dass die Idee halt wirklich nicht so schlau war, sehe ich mittlerweile auch ein – immerhin sollte man dem Gegenüber schon die Möglichkeit lassen, darauf reagieren zu können, und die Antwort auf eine solche Nachricht muss ja auch nicht immer schlecht sein.

Ich komme noch einmal auf Plan B zurück und mein Mitbewohner ist jetzt kurz davor, mir einfach eine reinzuhauen, obwohl er keine Mädchen schlägt. Plan A scheitert mittlerweile daran, dass die Mitbewohner die letzten Wodkareste ausgetrunken haben, damit sie das Gespräch, das wir hier gerade führen, überhaupt irgendwie ertragen. Ich überlege (Plan E), so zu tun, als würde ich noch einmal zu unserem Späti gehen und stattdessen einfach unterzutauchen, eine neue Identität anzunehmen und neue Gefühle für jemand anderen zu entwickeln.

Dass das allerdings nichts an meinem Grundproblem – nämlich dem, das ich mir unglaublich schwer damit tue, einem Menschen, den ich gern habe, meine Gefühle anzuvertrauen – ändern würde, fällt mir auf, als ich im Kopf bereits das perfekte „Ich geh mal eben Bier kaufen und brenne dann heimlich durch“-Outfit zusammengestellt habe. (Spoiler: Es enthält unglaubliche schöne Glitzerstiefeletten, auf denen ich leider keinen Meter geradeaus laufen kann, weil sie nämlich viel zu hoch sind für mich.)

Plan F, der direkt von meinem Mitbewohner kommt, erscheint mir noch am sinnvollsten, ist aber echt nicht umsetzbar, da ich viel zu ängstlich bin. Er schlägt nämlich vor, dem Mann einfach beim nächsten Sehen dieses Gefühl zu offenbaren. Sollte ja eigentlich nicht so schwer sein, bei jemandem, den man mag und der einen sogar schon mal geküsst hat – aber ehrlich, wenn’s so einfach wäre, dann hätte ich mit dem Gedanken, einfach wegzulaufen, ja innerlich bereits abgeschlossen. Habe ich aber nicht.

Mit den Worten, dass ich noch einmal eine Nacht über die verschiedenen Pläne schlafen wolle, verabschiede ich mich ins Bett. Geschlafen habe ich natürlich nicht. Nicht, weil ich so lange über die verschiedenen Pläne nachdachte, sondern weil meine Gedanken die ganze Zeit nur bei dem Mann waren.

Am Ende der Nacht und zu Beginn des Morgens entschied mich für eine klassische SMS, um meine Gefühle für ihn zum Ausdruck zu bringen. Das mag vielleicht nicht die beste Wahl im Allgemeinen sein, aber immerhin kurz, schmerzlos – und vor allem so, dass man nicht sehen kann, ob die Person am anderen Ende die Nachricht bereits gelesen hat oder nicht. „Ich mag dich mehr, als ich dich mögen sollte“, stand darin. Eine Antwort darauf habe ich bekommen. Die behalte ich an dieser Stelle aber doch lieber für mich…


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