Liebe und Leidenschaft: nur Chemie? Wir stellen Ihnen die wichtigsten Hormone und Botenstoffe für aufregende und schöne Gefühle vor. Zum Verlieben in Szene gesetzt von Jan Voss
Hormone sind winzig. Aber mächtig. Sie steuern neben dem vegetativen Nervensystem die Abläufe unseres Körpers. Sie sind der biologische Gegenentwurf zur Romantik und bescheren uns eine unendlich spannende Gefühlswelt. Ein – zugegeben vereinfachter – Überblick über den Hormoncocktail, der die Liebe so wundervoll macht.
Oxytocin – Das Kuschelhormon
Klingt harmlos, ist aber ein starker Klebstoff. Oxytocin wird beim Sex ausgeschüttet und sorgt für den Wunsch nach Zärtlichkeit, Geborgenheit sowie körperlicher und geistiger Nähe. Mutter und Baby binden sich damit aneinander. Und Paare bleiben deshalb zusammen. Grundsätzlich gilt nämlich: Häufiger Sex (mit demselben Partner!) fördert das Gefühl des Verliebtseins. Deshalb aufgepasst liebe Singles: Was sich am Morgen danach wie die Liebe des Lebens anfühlt, ist eine hormonelle Realitätsverschiebung. Macht aber nichts, manchmal wird ja auch mehr draus!
Serotonin – Der Stimmungsaufheller
Der Botenstoff Serotonin wirkt direkt in den Hirnregionen, in denen Gefühle entstehen. Wer davon zuwenig hat, wird antriebslos, entwickelt zwanghafte Aktivitäten und wird schnell krank. Wer davon viel hat, fühlt sich zufrieden, ist motiviert und möchte die ganze Welt umarmen. Oder zumindest einen lieben Menschen und den festhalten. Der Serotoninspiegel lässt sich durch Schokolade erhöhen, oder wenn es kalorienärmer sein soll, durch Ananas, Bananen oder Erdbeeren.
Dopamin – Die Leidenschaft
Dank Dopamin können wir auf einer Welle von Lust und Leidenschaft surfen. Das Glückshormon spricht unmittelbar das limbische System an und versetzt uns damit gefühlsmäßig für leidenschaftliche Momente zurück in prähistorische Zeiten. Wir sprechen vom Sexualtrieb. Dopamin sorgt bei Männern dafür, dass sie auf neue Reize mit sexuellem Verlangen reagieren. Dopamin und Oxytocin sind in einer langfristigen Beziehung eher Gegenspieler, denn Dopamin ist eher ein unruhiger Zapper als ein Kuschler.
Adrenalin – Das Notfallhormon
Während die Kollegen von Adrenalin teils sehr gemächlich ihren Job verrichten, schießt das Stresshormon seine Botschaften über Rezeptormoleküle des Nervensystems in Bruchteilen von Sekunden durch den Körper. Damit wird sichergestellt, dass wir bei möglicher Gefahr schnell reagieren können. Ohne erst googeln zu müssen, entscheidet das Gehirn nahezu sofort, ob die Situation bedrohlich ist. Die Muskeln werden gespannt, Herzschlag und Atem werden schneller. Der Körper entwickelt überraschende Kräfte und schlägt entweder zurück oder flieht. Deshalb beim Streit erst wieder “abkühlen”, denn wenn Adrenalin regiert, hat das Gehirn nicht viel zu sagen.
Endorphine – Die Schmerzkiller
Endorphine sind körpereigene Opiate und machen schmerzunempfindlich. Und high. Sie sorgen angeblich auch dafür, dass sich der Geist “aus dem Körper löst” und man sich selbst aus der Distanz erlebt. Ausdauersportler erfahren häufig einen Mix aus Hormonen und Botenstoffen, der als “Runners High” bezeichnet wird und der trägt sie schmerzfrei, euphorisch und glücklich ins Ziel.
Melatonin – Das Schlafmittel
Das lichtscheue Melatonin wird von der Zirbeldrüse zur Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers verwendet. In der Dunkelheit sorgt es für eine schlaffördernde Wirkung. Bei Sonnenlicht wird die Produktion sofort eingestellt.
Testosteron – Der Macho
Das wichtigste männliche Sexualhormon macht aus kleinen Jungs echte Kerle. Es lässt Muskeln und Geschlechtsteile wachsen, sorgt für Körper- und Barthaare und ist eher weniger der sanfte Typ. Gibt es längst auch in der Apotheke. Doch mehr ist nicht immer gut. Frauen produzieren auch Testosteron, jedoch niedriger dosiert. Allerdings reagieren sie wohl auf geringere Mengen.
Östrogene – Die Mütterlichen
Das wichtigste weibliche Sexualhormon sorgt für die Reifung einer Eizelle. In einer Schwangerschaft läuft die Östrogenproduktion in Höchstform. Das ist gut für die Entwicklung des ungeborenen Kindes und sorgt bei der Mutter für Ausgeglichenheit und Gelassenheit während der Schwangerschaft. Männer produzieren Östrogene im Hoden, Sie beeinflussen das Wachstum.
Jan Hajlaoui
Jan kümmert sich als Screen Designer liebevoll um das Erscheinungsbild von beziehungsweise. Trotzdem hat er auch ein Herz fürs Schreiben. Sowohl hier, als auch auf seinem privaten Blog wwoos.de, schreibt er fleißig Artikel über dies und das.